Wie finanziere ich meine Weltreise?

Eine Weltreise zu finanzieren ist eine Herausforderung, aber möglich. Es erfordert vor allem Disziplin.

Für die Finanzierung Deiner Weltreise musst Du vor der Reise mehr verdienen als Du ausgibst. Und während der Reise musst Du entweder weiterhin Geld verdienen oder Du darfst nur wenig ausgeben. Einfache Mathematik: je weniger Geld Du brauchst, desto länger kann Deine Reise dauern.

Das klingt leicht, der Teufel steckt aber wie immer im Detail. Ich zeige Dir hier, wie Du die Finanzierung trotzdem hinbekommst.

Vor der Reise

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich vor der Reise ein finanzielles Polster anzulegen. Geduld und vor allem Ausgabendisziplin gehören zur Finanzierung einer Weltreise aber immer dazu.

Vereinbare mit Deinem Arbeitgeber ein Sabbatical

So habe ich das gemacht. Ich habe drei Jahre lang 100% gearbeitet, aber nur 75% Gehalt bekommen. Die 3 x 25% gespartes Gehalt wurden mir während meiner Auszeit als Gehalt ausgezahlt. Damit war ich während des Sabbaticals sozialversichert, hatte fortlaufende Einnahmen und keine Lücke im Lebenslauf. Kläre mit Deinem Arbeitgeber (wenn Du einen hast) die Möglichkeiten.

Ganz traditionell: Weniger ausgeben

Falls der Arbeitgeber keine Auszeit anbietet, muss man selbst sparen. Setz Dich hin und verschaffe Dir Überblick über Einnahmen und Ausgaben. Das zu Unrecht als spießig angesehene Haushaltsbuch leistet hier wertvolle Dienste. Du wirst im Alltag wahrscheinlich einiges an Einsparpotential finden. Hier ein paar Beispiele:

  • Überlege, für welche Dinge Du gedankenlos Geld ausgibst und gib sie dann auf.
  • Durchforste Dein Girokonto: Hast Du Abos, die Du nicht mehr nutzt? Klassiker sind: Fitnessstudio und Zeitschriften. Kündige.
  • Brauchst Du den fünften Pullover wirklich oder reichen Deine vier vorhandenen aus?
  • Wie oft gehst Du auswärts essen? Vereinbare alternativ mit Deinen Freunden, reihum einzuladen und gemeinsam zu kochen. Macht Spaß und spart Geld, v.a. bei Getränken.
  • Wozu willst Du ein neues Sofa oder ein neues Bett, wenn Du die Sachen während Deiner Abwesenheit ohnehin einlagern musst?
  • Wäre eine kleinere Wohnung nicht ausreichend? Such Dir eine kleinere oder billigere Wohnung, vermiete Zimmer unter oder zieh für einen befristeten Zeitraum wieder zurück zu Deinen Eltern. Klingt vielleicht nicht sehr angenehm, bringt finanziell aber einiges.
  • Brauchst Du Dein Auto wirklich? Würde auch ein kleineres ausreichen?
  • Und wäre es nicht ein guter Zeitpunkt, den Alkoholkonsum einzuschränken oder mit dem Rauchen aufzuhören?

Mehr einnehmen

Statt zu sparen kannst Du natürlich auch Deine Einnahmen erhöhen. Oder beides. Hierfür gibt es viele Möglichkeiten.

  • Verhandle eine Gehaltserhöhung. Entweder hast Du in der Vergangenheit eine besonders gute Arbeit geleistet, oder Du übernimmst einen Bereich mit mehr Verantwortung und wirst dafür besser bezahlt. Wenn die Reise erst in ein paar Jahren starten soll, kannst Du den Job auch komplett wechseln.
  • Such Dir einen Nebenjob. Vielleicht knüpfst Du ja im Nebenjob schon Kontakte, die Du auf der Reise weiter vertiefen kannst. Beispiel: Wenn Du ein paar Stunden pro Woche investierst, um Dich bei einer mittelständischen Firma in Deinem Wohnort um die Internetpräsenz zu kümmern, könntest Du dies während Deiner Reise weiterhin tun. Eine klassische win-win-Situation: Die Firma kennt Dich und Deine Arbeit schon, das macht die remote-Zusammenarbeit einfacher. Und Du kannst entspannt reisen und immer wieder kleine Pausen einlegen, um Dein Konto wieder zu füllen.
  • Verkäufe: Auch wirst Du im Zuge der Reisevorbereitung merken, wie viel Krempel Du besitzt und wie wenig Du eigentlich brauchst. Nutze das, um Dich schon frühzeitig von Ballast zu befreien und diesen in Reisebudget umzuwandeln. Flohmärkte. Ebay. Amazon (für gebrauchte Bücher). Das lokale Anzeigenblatt in Deinem Wohnort. Du merkst schnell, wie befreiend das Loslassen von dem ganzen Krempel ist. Und Dein Konto freut sich. Auch interessant: mein Artikel “Wohin mit den Möbeln, wenn Du auf Weltreise gehst?

Erarbeite Dir eine gute Geldanlage

Die Königsdisziplin der finanziellen Freiheit liegt in einer guten Geldanlage. Wenn Du mit einem Betrag X Deine Reise startest, dann kannst Du zuschauen, wie Dein Kontostand schmilzt, bis Du wieder zurückkehren (oder Dir einen Job suchen) musst. Wenn Dir Deine Finanzen jedoch jeden Monat Geld einbringen (Mieteinnahmen, Dividenden, sonstige Einnahmen), dann kannst Du Dich entspannt zurücklehnen und die Reise genießen

Plane Deine Reiseroute entsprechend Deiner Finanzen

Es gibt teure und günstige Reiseländer. Günstig ist traditionell die Länder Südostasiens, teuer ist beispielsweise Skandinavien. Informiere Dich im Vorfeld, welche Gegend der Welt Du Dir entspannt leisten kannst. Es macht mehr Spaß, in Vietnam am Strand einen Cocktail zu trinken als in Oslo an teuren Restaurants vorbeizulaufen, die man sich nicht leisten kann.

Plane Deinen Reisestil entsprechend Deiner Finanzen

Dein Lebensstil auf Reisen ist ein wesentlicher Faktor dafür, wie lange Dein Geld reicht: Wer als Backpacker mit Zelt unterwegs ist, gibt weniger aus als diejenigen, die für jede Nacht ein Hotelzimmer buchen. Wer selbst kocht, spart sich teure Restaurants. Und wer langsam reist, braucht im Monat viel weniger Transportkosten als der Schnell-Reisende. Flugtickets sind teurer als Bustickets. Entscheide sinnvoll!

Während der Reise

Nicht nur vor, auch während Deiner Weltreise kannst Du viel dafür tun, dass Deine Zeit in der Ferne gut finanziert ist und daher länger dauern darf.

Halte Ausgabendisziplin

So langweilig es klingt: wenn Deine Reisedauer von dem Geld auf Deinem Konto abhängt, das kontinuierlich weniger wird, dann darfst Du nicht so viel ausgeben. Finde den Lebensstil, der Dir gefällt und den Du Dir leisten kannst. Wenn Dir der tägliche Cappuccino im Coffeeshop wichtig ist, dann wirst Du in Kauf nehmen, wenn er Dich einen Monat Weltreise kostet. Es ist Deine Entscheidung!

Stelle ein Budget auf und halte Dich dran

Überlege Dir Vorfeld, wieviel Dich Deine Reise voraussichtlich kosten wird und berechne, wie lange Dein Geld reichen soll. Im Internet gibt es diverse Berichte darüber, mit welchem Tagesbudget man rechnen kann. Der Betrag hängt von Reiseroute und Reisestil ab. Minimalisten kommen mit 15 Euro pro Tag aus, sehen aber nie ein Hotel von innen. Auch 50 und 100 Euro pro Tag findet man nicht selten.

Behalte den Überblick über Deine Finanzen

Hier hilft schon eine App, in der Du vorhandenes Finanzpolster hinterlegst und (ganz wichtig) alle Ausgaben einträgst. Du merkst schnell, wenn die Ausgaben die Gesamtsumme zu schnell verringern.

Es ist auch ratsam, nicht erst mit dem letzten Euro die Heimreise anzutreten. Dies ist natürlich von Deiner persönlichen Situation abhängig. Hast Du im Vorfeld Job und Wohnung gekündigt, solltest Du vorsichtiger sein, als wenn daheim Wohnung und Job auf Dich warten oder Du entspannt bei den Eltern im Gästezimmer wohnst, wenn Du auf Arbeitssuche gehst.

Arbeite

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, während der Reise zu arbeiten. Bitte beachte hierfür aber immer die Regelungen Deines Reiselandes. Ggf. musst Du ein Arbeitsvisum statt eines Touristenvisums beantragen. Du solltest auch fair sein und keinem Einheimischen das Einkommen streitig machen.

Work and Travel: Diese Form des Reisens bedeutet, dass sich die Reisenden für einen bestimmten Teil der Reisezeit einen Job suchen, eventuell auch mehrere Jobs zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten eines Landes. Für einige Länder wird für die Zeit der Reise ein spezielles Visum ausgestellt, mit dem man bis zu zwölf Monate arbeiten und reisen kann. Kürzere Aufenthalte sind in vielen Ländern auch ohne extra Visum möglich. Für viele Reisende bietet sich Australien an, das Land bietet Dir bis zu Deinem 30. Lebensjahr ein spezielles Work-and-Travel-Visum. Da das Lohnniveau in Australien recht hoch ist, kannst Du mit einem Monat Arbeit dort mehrere Monate in Südostasien finanzieren.

Für Kost und Logis arbeiten: Hier handelt es sich um eine spezielle Variante von work&travel. Beim Arbeiten für Kost und Logis ist es üblich, sich für Tage oder Wochen irgendwo einzumieten, meist vier bis fünf Stunden am Tag zu arbeiten (fünf Tage die Woche), ohne für Mahlzeiten oder die Unterbringung bezahlen zu müssen. Manchmal wird man zusätzlich noch entlohnt. Die Art der Arbeit ist so vielfältig wie Land und Leute sind: Mitarbeit auf Farmen, in Familien zur Kinderbetreuung oder Hilfe bei Bau- bzw. Renovierungsprojekten. Manchmal locken besondere Orte wie ein Leuchtturm in Norwegen oder das Jurtencamp in Kirgistan. Es gibt verschiedene Webseiten (workaway, helpX, wwoof und andere), die Anbieter und Suchende zusammenbringen. Dies ist auch eine gute Methode, Land und Leute abseits der üblichen Touristenpfade kennenzulernen.

Digitale Jobs: Am einfachsten haben es diejenigen, die bereits Kenntnisse in einem Bereich haben, für den Anwesenheit an einem Arbeitsort nicht entscheidend ist. Einige Beispiele:

  • Beratung im Allgemeinen
  • Projektmanagement
  • Programmierung
  • Webdesign
  • Marketing
  • Virtuelle Assistenz
  • Texte erstellen

Grundsätzlich funktionieren viele Tätigkeiten so, man braucht aber ein bisschen Kreativität, sie zu finden. Google hilft bei der Suche, ebenso wie verschiedene Anbieterwebseiten (freelancer.de, fiverr.com, upwork.com u.a.). Zum Thema Texten bieten sich spezialisierte Anbieter wie textbroker.de oder content.de an.

Tipp: Anstelle der üblichen „erst-sparen-dann-reisen“-Methode, kannst Du auch eine andere Reihenfolge wählen: Ein paar Monate reisen, ein paar Monate an einem Ort arbeiten, dann wieder reisen und so weiter.

Tu es einfach!

Es ist nicht einfach, aber eine Weltreise ist finanzierbar. Es haben schon viele Leute vor Dir geschafft, ohne im Lotto zu gewinnen oder von Beruf „Alleinerbe“ zu sein.

Eigentlich ist es lustig: ich habe vor und während meiner Reise viele Menschen getroffen, die mir sagten, sie würden auch von so etwas träumen, aber sie können es sich nicht leisten. Diese Menschen denken, dass man ein Vermögen braucht, um die Welt zu bereisen. Das ist aber nicht so. Das Vermögen wird eher daheim benötigt, um sich eine eigene kleine Welt mit Haus, Autos, Versicherungen usw. aufzubauen und zu erhalten. Unterwegs ist Minimalismus viel einfacher.

Du brauchst Disziplin, und die Weltreise muss Deine einzige Priorität sein. Ganz ohne Verzicht geht es nicht, aber die Erfahrungen einer solchen Weltreise werden Dich dafür großzügig entschädigen.

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