How to Routenplanung – neun Tipps

Am Anfang steht die Idee, welches Land ich sehen möchte.
Sagen wir mal: Irland.
Idealerweise habe ich viel Zeit zur Vorbereitung. Manchmal habe ich auch einfach nur Lust, mich mit einem Land zu beschäftigen, auch wenn ich es erst Monate oder Jahre später besuche. Mit dieser Methode vergisst du keine Location-Ideen mehr.

Neun Inspirationen zur Ideen-Findung

Im folgenden beschreibe ich dir neun Ideen, mit denen du Spannendes und Schönes in deinem Reiseland findest, was du bislang vielleicht noch nicht kanntest.

  1. Google
  2. Schriftsteller aus dem Land
  3. Blogs und Reiseberichte
  4. Reiseführer
  5. Professionelle Tourenanbieter
  6. Atlas Obscura
  7. Social Media
  8. Lass dir Tipps geben
  9. Glück / Zufall / serendipity

1. Google

Nummer eins ist supersimpel und sehr verbreitet: Einfach bei Google: „Sehenswürdigkeiten Irland“ eintippen und durch die Ergebnisse schmökern. Dabei erwischt man natürlich eher keine Geheimtipps, erzielt trotzdem solide Ergebnisse. Und ich habe einen sehr schnellen Eindruck vom Land, den ich nach und nach verfeinern kann.
Mein Eindruck ist allerdings, dass die meisten Ergebnislisten aussehen, als hätten die Ersteller von „Zehn Geheimtipps, die du in Irland gesehen haben musst!“ alle voneinander abgeschrieben. Nutze diese Listen als praktischen ersten Einstieg, halte sie aber nicht für den Heiligen Gral.

2. Schriftsteller aus dem Land

Du liest gerne? Super. Recherchiere, welche Schriftsteller aus deinem Wunschland stammen und fange an, Dich einzulesen. Im Fall von Irland habe ich schnell herausgefunden, dass die Online-Stadtbibliothek von München eine Krimireihe hat, die in Galway spielt. Ich liebe Krimis. Und nach fünf Büchern hatte ich genug Ideen, was ich rund um Galway sehen wollte.
Natürlich hätte ich die Klassiker Irlands lesen können, aber – ehrlich gesagt – hatte ich keine Lust auf knapp 1000 Seiten „Ulysses“ von James Joyce.

3. Blogs und Reiseberichte

Darüber hinaus lese ich möglichst viele Blogs oder andere Reiseberichte und merke mir, was andere Menschen, nicht nur Motorradfahrer, gut fanden (wie ich mir das merke, beschreibe ich im nächsten Kapitel). Die 1000 Seiten von James Joyce wollte ich nicht lesen, aber das Irische Tagebuch* von Heinrich Böll kann ich ohne Einschränkung empfehlen.
Mit der Zeit kennt man die Blogs, die einen ähnlichen Reisestil pflegen wie man selbst. Manchmal merkt man auch, wie die anderen Reisenden ihre Ziele planen. Lesen und lernen, heißt die Devise.

4. Reiseführer

Auch Reiseführer helfen beim Reindenken. Wenn ich ein Land recherchiere, lese ich vor allem die Einführungskapitel sowie die Exkurse zu konkreten Themen. Unterkünfte, Restaurants etc. kann ich vor Ort immer noch nachschlagen.
Wenn man viel unterwegs ist, kristallisieren sich irgendwann die Reiseführer heraus, die man am hilfreichsten findet. Da ich diese Bücher vor allem im Vorfeld der Reise nutze, bevorzuge ich hübsche Bilder und hochwertige Texte, weniger die konkreten Infos über Transportmöglichkeiten und günstige Hostels. Daher kann ich die Reise-Know-How-Bücher* oder die Bücher von Stefan Loose* empfehlen.

5. Professionelle Tourenanbieter

Eine andere Idee ist es, sich die Touren von professionellen Reiseanbietern anzuschauen. Diese Firmen wissen genau, was ihre Kunden wollen und welche Orte sich lohnen. Je individueller du die Anbieter auswählst, desto konkreter kannst du Ideen nutzen. Wir haben für unsere Chile-Motorradtour beim Nobel-Anbieter Edelweiß-Motorradtouren bei deren Tour-Beschreibungen gespickt und ein paar gute Ideen bekommen.
Auch für Städtetrips lohnt sich ein Blick auf die Touranbieter. Getyourguide* listet für Belfast über 60 Touren. OK, einige sind Flughafentransfers, andere wiederholen sich, aber wenn nur ein bis zwei Ideen dabei sind, lohnt sich der Blick auf die Seite. Wir haben über Getyourguide eine walking-Tour* gefunden und gebucht und es nicht bereut.

6. Atlas Obscura

Und ich besuche atlasobscura.com. Hier werden witzige oder skurrile Orte eines Reiselandes vorgestellt. Manchmal sind die Listen nicht anders als in den üblichen Reiseführern. Manchmal aber haben wir Glück und finden kleine Perlen.
So sind wir beispielsweise auf das Darth-Vader-Denkmal gestoßen, als wir Odessa besuchten. Die Statue stammt aus dem Jahr 2015, als die Ukraine aus politischen Gründen beschloss, ihre Lenin-Statuen abzubauen. Ein Künstler bat um eine Figur und umhüllte sie mit einer Stahlkonstruktion in Form des Star-Wars-Bösewichts. Die Statue steht in einem privaten Park, vermutlich ist sie deswegen in keinem Reiseführer beschrieben. Wir haben mehrere Anläufe gebraucht, aber am Ende hatten wir die richtige Person gefragt und bekamen eine Privatführung durch den Park. In Dublin haben wir extra einen bestimmten Supermarkt aufgesucht, um die Ausgrabungen darunter zu betrachten, die unter einem Glasboden zu sehen sind.

7. Social Media

Ich folge auf social media verschiedenen Reisebloggern und lasse mich inspirieren. Manchmal folge ich Länderseiten oder länderspezifischen Institutionen. Eine Freundin (leben-pur.ch) gab mir auch mal den Tipp, lokalen Fotografen zu folgen, um schöne Orte zu finden. Wenn man schon Zeit auf social media verbringt, dann darf das ruhig die Reiseplanungen voranbringen.

8. Lass dir Tipps geben

Die meisten Menschen kennen schöne oder ungewöhnliche Orte. Und sie sind größtenteils hilfsbereit. Diese Kombination kannst du nutzen: Wann immer du mit Menschen redest, Freunden daheim oder Bekanntschaften auf Reisen: Frage nach Reise-Tipps, wenn sie nicht ohnehin ungefragt im Gespräch auftauchen. Diese Tipps speicherst du (wie im nächsten Abschnitt beschrieben).

9. Glück / Zufall / serendipity

Im Englischen gibt es den wunderbaren Begriff „serendipity“, der nur schwer übersetzbar ist. Grundsätzlich bedeutet er Glück oder Zufall, aber noch etwas mehr: Eine Art Zufall, etwas zu finden, nach dem man nicht gesucht hat.
Ein schönes Beispiel dafür ist mir auf Island 2011 passiert: Ich hatte ebooks für mich noch nicht entdeckt, vielleicht gab es sie auch noch gar nicht. Die paar auf dem Motorrad mitgeschleppten Bücher hatte ich schnell ausgelesen und brauchte Nachschub. Wir haben daher an verschiedenen Tankstellen bei den wenigen englischen Büchern gestöbert und einen wahren Schatz gefunden: „Thermal Pools of Iceland“: ein Kompendium vieler, öffentlich zugänglicher heißer Quellen, quer über Island verteilt, mit Fotos, Beschreibung und GPS-Koordinaten. Von da an haben wir unsere Tagesrouten um die heißen Quellen herum geplant, die wir ohne das Buch nie gefunden hätten. Dabei hatte ich „eigentlich“ nur nach englischen Krimis gesucht. Serendipity halt.

Ideen-Speicherung

All diese Orte aus der Ideen-Findung merke ich mir in Google Maps.
Dafür finde ich den Ort in der Karte und klicke auf Speichern. Ich kann in 3 Kategorien speichern: „Favoriten“ (Symbol: rotes Herz), „Möchte ich hin“ (Symbol: grüne Flagge) oder „Markierte Orte“ (Symbol: gelber Stern).
Es macht Sinn, dich einmal auf Kategorien festzulegen und dabei zu bleiben.
Ich nutze die Herzchen für alle Ideen und die Sternchen für Orte, an denen ich übernachtet habe.

Bei den beiden Kategorien „Favoriten“ und „Möchte ich hin“ gibt es die Möglichkeit, einen Kommentar zu hinterlegen. Zum Beispiel „Edelweiß“, wenn ich diesen Tipp aus der Tourenbeschreibung dieses Anbieters habe. Oder „Tatjana“, wenn der Tipp von ihr kam. Bei der Priorisierung der Ideen ist es manchmal sehr angenehm, nachvollziehen zu können, wo sie herkamen.

Am Ende ist die Landkarte bei Google Maps mit Markierungen übersät.

Favoriten-google-maps
Speicherung Favoriten in Google Maps

Streckenplanung

Das Planen der konkreten Strecke ist nach all dieser Vorarbeit simpel: Aus den Markierungen bei Google Maps ergibt sich die Route. Wir besuchen nicht alles, was markiert ist, aber wir haben schon mal einen groben Plan.
Mit den Motorrädern und unter Vermeidung von Autobahnen und Schnellstraßen fühlen wir uns mit Distanzen von 200 bis 250 Kilometern am Tag wohl. Mit Auto oder Van ist die Kilometerzahl möglicherweise höher.
Wir nutzen eine Motorrad-Navigations-Software namens calimoto, die uns schöne Strecken findet. Zielpunkt und zu besichtigende Orte unterwegs müssen wir natürlich noch eingeben. Auch andere Anbieter haben die Möglichkeit, sich schöne Routen (oder Strecken für Wohnmobile …) anzeigen zu lassen: zum Beispiel Tomtom. Alternativ kann man die Strecke natürlich auch manuell im Routenplaner eingeben, landschaftlich schöne Straßenabschnitte finden sich auf praktisch jeder Karte.

Wie wir ein Land bereisen, ergibt sich oft durch externe Faktoren. Als wir auf Island waren, hatten wir nicht entscheiden, ob wir die Insel im Uhrzeigersinn oder entgegen gesetzt befahren, bis wir dort waren. Im Süden war Regen angesagt, im Norden nicht, also sind wir gen Norden gefahren. Manchmal hängt die Route von Wochentagen ab: Das Museum, das ihr unbedingt sehen wollt, hat nur Samstag und Sonntag geöffnet? OK. Dann wird die Route eben drumherum gebaut.
Wenn du weißt, was du sehen möchtest, ist es einfach, bei allem anderen flexibel zu sein, denn du weißt, dass du nichts verpasst.

Mittlerweile reisen wir meist mit viel Zeit. Früher war das nicht der Fall, da haben wir auch schon mal die Tabellen gearbeitet: sei es Excel, sei es einfach ein Blatt Papier mit ein paar Kästchen drauf. Eine solche Visualisierung hilft dabei, Zeiträume einschätzen zu können und Überblick zu gewinnen.

Exceltabelle Urlaubsplanung
Eine Tabelle bringt Übersicht bei der Urlaubsplanung

Und warum das alles?

Reisen ist etwas Wunderbares. Wir sehen fremde Orte und lernen andere Menschen kennen. Vieles ist auch durch seine Fremdartigkeit faszinierend. Trotzdem bemerke ich in mir immer wieder den Wunsch, nicht nur zu sehen und zu staunen, sondern auch zu verstehen.
Es geht mir darum, ein Land zu begreifen und aktiv erleben.
Die Streckenplanung ist davon nur ein Abfallprodukt.

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