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Koffer oder Tasche? 11 Kriterien fürs Motorradgepäck

Als Dauer-Weltreisende auf Motorrädern sind wir überzeugt: die Frage nach dem Motorradgepäck gehört zu den wichtigsten überhaupt. Hard luggage oder soft luggage? In unserem Freundeskreis haben fast alle Alukoffer und auch auf unserer Weltreise haben wir deutlich mehr Alukoffer als Seitentaschen gesehen. Trotzdem haben wir uns für Softgepäck entschieden. Es gibt gute Argumente für die verschiedenen Lösungen. Die beiden bekanntesten: Alukoffer sehen stylisch aus und sind einfach abschließbar, Packtaschen schützen die Beine bei einem Sturz besser. Was genau für dich das Richtige ist, hängt von einer Reihe von Kriterien ab.

Wir bieten euch hier alle notwendigen Kriterien für eure Entscheidung und erklären, warum wir uns für Softgepäck entschieden haben.

  1. Wie gefährlich ist das Motorradgepäck bei einem Sturz?
  2. Sind die Gepäckstücke wasserdicht?
  3. Ist das Motorradgepäck abschließbar?
  4. Wie groß soll das Gepäckstück sein?
  5. Wie schwer darf das Gepäckstück sein?
  6. Was kostet das Gepäcksystem?
  7. Welches Motorradgepäck sieht am besten aus?
  8. Welches Zubehör gibt es für mein Gepäcksystem?
  9. Lässt sich das Motorradgepäck leicht abbauen und wieder befestigen?
  10. Wiederverwendbarkeit (zum Beispiel als Campingstuhl)
  11. Zieht das Motorradgepäck unliebsame Aufmerksamkeit auf sich?

Wie gefährlich ist das Motorradgepäck bei einem Sturz?

Alukoffer

Das wichtigste Kriterium für die Gepäck-Entscheidung ist Sicherheit im Falle eines Unfalls. Wer bei einem Sturz schon mal mit einem Bein unter einen Alukoffer geraten ist, weiß, dass dies im günstigsten Fall nur schmerzhaft ist. Im schlimmeren Fall kann man am Ende mit einem gebrochenen Bein dastehen, wenn die Kante des Alukoffers mit voller Wucht auf den Knochen trifft. Wohl der prominenteste Vertreter eines solchen Unfalls ist Ted Simon, einer der Pioniere des Motorrad-Overlandings. Er hat sich in Kenia das Bein gebrochen, als er im Schlamm mit dem Bein unter den Koffer geraten ist (hier ein Interview mit ihm, in dem er davon erzählt).

Mir ist dasselbe auf Island passiert, als ich beim Fahren über lockeren Sand mit den Füßen möglichst am Boden bleiben wollte; in der Absicht, eben nicht zu stürzen. Ich hatte Glück und bin mit ein paar blauen Flecken davongekommen. Nicht auszudenken, wenn die Situation schlimmer gewesen wäre und wir möglicherweise weit entfernt von jeglicher Zivilisation gewesen wären.

Die amerikanische Firma Jesse hat bei ihren Modellen alle Kanten abgeflacht, um ein mögliches Verletzungsrisiko zu verringern, während die meisten anderen Kofferhersteller noch immer auf Kanten setzen.

Packtaschen

Mit Packtaschen aus Gewebematerial, sogenanntem Softgepäck (engl. soft luggage) lässt sich die Verletzungsgefahr Gefahr deutlich verringern. Solltest du stürzen und dein Bein gerät unter deine Gepäcktasche, gibt es keine harte Kante, die dich verletzt. Natürlich kannst Du auch hier Pech haben und ein Motorrad, welches auf ein verdrehtes Knie fällt, wird auch Schaden hinterlassen. Dieser aber wird vermutlich nicht so groß sein wie beim Alukoffer. Nicht umsonst haben die Overlander, die sehr viel Offroad unterwegs sind, meist Softgepäck.

Da wir vor unserer Weltreise davon ausgegangen sind, dass wir also viel in rauem Gelände unterwegs sein werden, haben wir uns von Anfang an für Packtaschen entschieden.

Gepäckrolle bzw. Tasche für den Soziusplatz

Mit einer einfachen Tasche oder Gepäckrolle, die auf dem Soziussitz befestigt ist, hast Du im Falle eines Sturzes zumindest nicht das Problem, dass dir ein Bein unter das Gepäck gerät.

Sind die Gepäckstücke wasserdicht?

Bei neuen Gepäcksystemen ist Wasserdichtigkeit in der Regel kein Problem. Es gibt kaum Lösungen, die nicht wasserdicht sind, es sei denn, du schnallst einfach nur eine Sporttasche auf den Soziussitz. Interessant wird es, wenn das Motorrad die ersten Umfaller oder Stürze hinter sich hat.

Alukoffer

Unserer Erfahrung nach steckt Softgepäck Stürze viel besser weg als Alukoffer. Wie oft haben wir Reisende fluchen gehört, dass ihre Koffer nicht mehr dicht sind, egal wie sehr sie nach einem oder mehreren Stürzen mit einem Hammer bearbeitet wurden. Die Wucht des Aufpralls lässt Rückseiten eindellen, Schweißnähte brechen oder das Metall reißt gar komplett auf. Das unflexible Metall hat immer Probleme mit Krafteinwirkung von außen. Sehr schnell ist es dann vorbei mit dem Schutz gegen Wasser von außen.

Packtaschen

Mit soft luggage gibt es dieses Problem höchstens in stark abgeschwächter Form. Bei einem Sturz gibt das Material nach, so dass Risse oder Dellen nicht auftreten können. Je nach Stärke des Sturzes kann es allerdings zu Abrieb des Materials von außen kommen. Bei den kompakteren Packtaschen muss die Krafteinwirkung aber schon sehr stark sein, damit alle Schichten so durchgescheuert sind, dass Wasser eindringen kann.

Wir hatten mit unseren Mosko Moto Taschen in der Mongolei auf Asphalt einen Sturz. Hierbei ist tatsächlich eine Aufhängung gebrochen, so dass diese Tasche von da an mit Extragurten gesichert werden musste. Außerdem war der Rutschweg wegen Tempo 80 so lang, dass die komplette Außenhaut durchgescheuert war. Zum Glück blieb die Innentasche heil, so dass wir keinen Regenschaden zu befürchten hatten.

Kaputte Motorradtasche
Softgepäck von Mosko Moto nach Sturz

Es gibt einige Packtaschen, die ihre Wasserdichtigkeit dadurch bekommen, dass die Innentaschen wasserdicht sind.

Gepäckrolle bzw. Tasche für den Soziusplatz

Die Rollen sind in der Regel wasserdicht und zudem so auf dem Soziusplatz befestigt, dass auch ein Sturz kaum zu Schäden führen kann.

Ist das Motorradgepäck komfortabel und schnell abschließbar?

Bei dieser Frage dürfte sich die Mehrheit der Reisenden einig sein: Die Gepäckstücke müssen so fest am Motorrad befestigt und abgeschlossen sein, dass Gelegenheitsdiebe abgeschreckt sind. Wenn ein Übeltäter viel Zeit hat, Werkzeug zur Verfügung steht und er wohlmöglich im Schutze der Dunkelheit operieren kann, dann ist jedes Gepäcksystem zu öffnen. Aber wenn wir nur mal eben eine Kirche oder ein Restaurant besuchen, wollen wir uns nicht die ganze Zeit um unser Gepäck sorgen. Diese Minimalanforderung sollte das Gepäcksystem erfüllen

Alukoffer

Hier haben die Alukoffer die Nase vorne: sie sind nicht eben mal mit einem Messer aufzuschlitzen und durch die Schlösser ist der Inhalt vor Gelegenheitsdieben geschützt. Achte beim Kauf darauf, dass das Schloss entweder serienmäßig dabei ist oder denke dran, es mit zu bestellen. Viele Koffersysteme haben ein Gleichschließsystem, so dass du auch nur einen Schlüssel benötigst und nicht mehrere.

Packtaschen

Aber auch einige Hersteller von Packtaschen haben hier nachgelegt: die Taschen von Mosko Moto oder Lone Rider sind so stabil und abriebfest gebaut, dass ein Messer praktisch nichts ausrichten kann. Und Schlösser gibt es für viele Taschen mittlerweile auch. Leider nicht für alle, also musst Du die Gepäckstücke, die für dich in die engere Auswahl kommen, mit dieser Kriterienliste abgleichen. Wir haben für unsere Mosko-Moto-Taschen sogenannte Steelcore-Gurte, einen Gewebegurt mit Stahlkern, der die Tasche umschließt und abschließbar ist. Die Taschen von Enduristan oder Lone Rider sind mit Ösen für Schlösser ausgerüstet.

Gepäckrolle bzw. Tasche für den Soziusplatz

Rollen oder Taschen sind meist nicht abschließbar. Es gibt aber auch hierfür Lösungen, leider sind diese meist weder schnell noch komfortabel. Auf unserer Reise in die Mongolei hatten wir unser Zelt und die Schlafsäcke in einer Tasche auf Wolfgangs Soziusplatz, da unsere Seitentaschen schon voll waren. Diese Tasche haben wir mit Pacsafe Netz (hier zu finden bei amazon) gesichert. Hierbei handelt es sich um eine Art Drahtkäfig, der sich flexibel um das zu schützende Gepäckstück herum legt und sich am Motorrad befestigen bzw. anschließen lässt. Diese Lösung ist gut, aber es ist viel aufwendiger, mal eben an ein Teil innerhalb des Netzes zu gelangen, als einfach nur einen Koffer oder eine Tasche aufzuschließen.

Wie groß soll das Gepäckstück sein?

Koffer und Taschen bekommt man in diversen Größen. Das startet bei 12-Liter-Gepäckrollen und endet vermutlich noch nicht bei den 120-Liter-Taschen von Touratech. Die meisten Koffer oder Packtaschen, die wir unterwegs gesehen haben, hatten 35 bis 38 Liter Volumen. Mit diesem Mittelfeld erhält man den Kompromiss zwischen akzeptablem Gewicht und dem Komfort, dass das Gepäck nicht aus allen Nähten platzt. Auf Langzeitreisen braucht man vieles wirklich, auf manches möchte man auch einfach nicht verzichten, aber bitte denke immer daran: je weniger und leichter du packst, desto leichter fährst du und desto leichter lebst du. Wer schon mal seine schwer beladenen Koffer und Taschen im Hotelzimmer über die Treppe in den 5. Stock geschleppt hat, kennt das Gefühl.

Alukoffer

Die kleinsten Koffer, die ich bei meiner Recherche gefunden habe, waren 31-Liter-Koffer von Touratech, die größten (von der amerikanischen Firma Jesse) hatten 51 Liter Volumen. Dazwischen gibt es diverse Größen. Details findest Du im Übersichtsbild und im den Folgeartikeln.

Es ist auch zu bedenken, dass Alukoffer unflexibel sind. Auch wenn du sie nur zur Hälfte füllst, nehmen sie immer den vollen Platz weg, anders als die flexiblen Seitentaschen oder Gepäckrollen.

Packtaschen

Die meisten handelsüblichen Motorrad- Packtaschen bewegen sich ungefähr in derselben Größe wie Alukoffer. Mosko Moto nennt sein Standardprodukt Backcountry 35, das zeigt bereits an, dass jede Tasche 35 Liter Volumen bietet. Daneben gibt es mittlerweile auch die Backcountry 25 mit 25 Liter Volumen. Enduristan bietet seine Monsoon Evo in zwei verschiedene Größen an: 24 und 34 Liter.

Ein Sonderfall ist die supervariable Reckless 80L Revolver von Mosko Moto (hier zur Homepage von Mosko Moto). Hierbei handelt es sich um eine Kombination von Taschen, die aussieht wie ein Hufeisen und die ohne Kofferträger einfach über den Soziussitz gelegt wird. In der leichtesten Ausführung nutzt man nur die beiden Seitentaschen mit je 25 Litern. Erweiterungen sind eine 22-Liter-Tasche für obendrauf sowie mehrere 4-Liter Erweiterungen, die mit den Molle-Befestigungssystem fixiert werden. Man kann also zwischen 50 und maximal 98 Litern Gesamtvolumen verschiedene Konfigurationen wählen. Mehr Flexibilität geht nicht. Nettes Detail am Rande: Der Name „reckless“ ist ein Wortspiel aus dem englischen Wort für waghalsig (reckless) und rack-less, also ohne rack (ohne Kofferträger). Hübsch, oder?

Die meisten Packtaschen haben auch den Vorteil, dass sie sich kleiner zusammenschnüren lassen, wenn sie nicht voll sind. Damit kannst du zum Beispiel schmal unterwegs sein, wenn du die Innentaschen im Zelt oder im AirBnB lässt.

Gepäckrolle bzw. Tasche für den Soziusplatz

Es gibt bei Louis Gepäckrollen ab 12 Litern Volumen. Die größte Motorradtasche, die ich finden konnte, war eine Tasche mit 120 Litern Volumen. Dazwischen gibt es viele Abstufungen in Bezug auf Volumen und Preis.

Wer Gepäckrollen nutzt und mehr Platz braucht, kauft einfach eine weitere oder eine größere.

Du fragst dich jetzt vermutlich: Woher soll ich wissen, wieviel Platz ich genau brauche? Ja, da bist du in guter Gesellschaft, dies ist eine schwierige Frage. Es hilft nur: strukturiert rangehen und ausprobieren. Wenn Du nicht einfach nur eine Bauchentscheidung treffen willst, brauchst Du zwei Schritte:

  1. Eine Packliste schreiben, idealerweise inkl. Gewichtsangaben
  2. Probepacken.

Das klingt nach viel Arbeit, ist es auch. Aber bedenke: mit Deiner Auswahl an Gepäcksystem und Gepäck wirst Du sehr lange jeden Tag leben. Und wenn Du unterwegs bist, ist jede Art der Nachjustierung kompliziert. Also ist es besser, du weißt schon sehr früh, was du genau brauchst. Idealerweise machst du vor dem Start Deiner Reise schon einen Urlaub mit exakt dem Setup, das du für die Reise nutzen willst. Dann hast Du noch Zeit, Anpassungen vorzunehmen, sei es am Gepäcksystem, sei es an der Packliste.

Wie schwer darf das Gepäckstück sein?

Größe und Gewicht können zusammenhängen, müssen es aber nicht. Natürlich ist die 38-Liter- Packtasche von Mosko Moto schwerer als die entsprechende 25-Liter-Tasche derselben Firma. Andererseits ist die einfache 89-Liter-Tasche für den Soziussitz von Touratech sehr leicht.

Das Thema Gewicht ist in der Motorrad-Reise-Community umstritten. Die meisten sind sich einig, dass es einfacher ist, mit leichtem Gepäck unterwegs zu sein. Wobei das auch von Deinem Reisestil abhängt. Wer mit schwerem Motorrad auf asphaltierten Straßen unterwegs ist und abends nur eine Innentasche mit ins Hotel nimmt, dem ist egal, ob sein Motorrad zehn Kilo mehr oder weniger wiegt. Wer allerdings zumindest gelegentlich im Gelände, auf Schotter oder Sand unterwegs ist, lernt die Vorteile von leichtem Gepäck schnell zu schätzen. Dasselbe gilt, wenn du in Gegenden reist, in denen man lieber nichts über Nacht am Motorrad lässt. Dann wirst du über unnötiges Gepäck oder zu schwere Taschen schnell fluchen.

Nicht zu unterschätzen ist auch der Druck, den schweres Motorradgepäck auf den Rahmen ausübt. Auch die stabilsten Kofferträger geben unter dem Druck von zu viel Gewicht, Waschbrettpiste und dauernder Belastung irgendwann nach und brechen. Ich kenne viele Geschichten von Motorradreisenden, die sich irgendwo abseits der Zivilisation einen Mechaniker suchen mussten, um gebrochene Kofferträger zu schweißen.

Die beste Übersicht über das Gewicht deines Gepäcks bekommst du, wenn Du eine Packliste mit Gewichtsangaben schreibst. Denn auch die kleinen Dinge wie Besteck oder Elektronik summieren sich schnell. Auch solltest Du drauf achten, wieviel Zuladung für dein Motorrad und fürs Gepäcksystem erlaubt ist und dies am besten nicht ausreizen.

Alukoffer

Alukoffer sind schwer. Daran ist nichts zu rütteln. Weniger als fünf Kilogramm haben nur Tesch, Bumot und Touratech, ein Koffer von Hepco&Becker schlägt sogar mit 6,5 kg zu Buche. Und das pro Seite. Touratech hat es allerdings geschafft, beim Wechsel von Zega Pro 2 auf Zega Evo ein komplettes Kilo leichter zu werden. Der Zega Pro 2 mit 38 Litern Volumen wiegt 5,7 kg, der 38 Liter Zega Evo nur noch 4,7 kg. Kompliment. Dasselbe bei den anderen Größen. Details findest Du im Übersichtsbild unter diesem Artikel und in den Folgeartikeln.

Und du darfst nicht vergessen, dass auch die Kofferträger massiv und schwer sind und das Gesamtgewicht deines Motorrads noch mal erhöhen. Touratech gibt das Versandgewicht seiner Kofferträger für die 650er GS mit 4,7 kg an, wobei die Verpackung der geringste Teil des Gewichts sein dürfte.

Packtaschen

Das Gewicht von soft luggage ist meist besser als das von Alukoffern, aber nicht immer. Das Monsoon-3-Set von Enduristan wiegt knapp unter 4 Kilogramm (beide Taschen) und kommt theoretisch ohne Gepäckträger aus. Die Monsoon Evo-Taschen aus demselben Haus bringen es auf 5,5 Kilo (für beide Taschen zusammen). Die sehr stabilen Backcountry 35 von Mosko Moto wiegen zusammen neun Kilo und benötigen einen Kofferträger, da sind wir schon fast beim Gewicht der Zegakoffer. Details findest Du im Übersichtsbild unter diesem Artikel und in den Folgeartikeln.

Einige Taschen können auf Kofferträger verzichten, dadurch sparst du dir wieder ein paar Kilogramm. Ein Beispiel hierfür ist das reckless 80 von Mosko Moto.

Gepäckrolle bzw. Tasche für den Soziusplatz

Aus Sicht vom Gewicht sind die Packrollen bzw. Packtaschen der eindeutige Sieger: leicht, kein Kofferträger nötig, nur ein paar Spanngurte.

Was kostet das Gepäcksystem?

Die Frage nach dem konkreten Preis lässt sich kaum in einen kurzen Absatz fassen. Konkrete aktuelle Zahlen findest Du im Übersichtsbild unter diesem Artikel und in den Folgeartikeln. Ein paar grundsätzliche Dinge lassen sich aber schon sagen.

Alukoffer

Alukoffer sind die teuerste Lösung auf dem Markt mit Motorradgepäck. Gerade wenn du neben den notwendigen Kofferträgern noch ein bisschen Zubehör haben möchtest, dann summiert sich das schnell. Eine Tesch Travel Tasche ist mit 220 Euro sehr günstig. Touratech Zega Evo kosten aktuell 39 Euro pro Koffer, Bumot Defender EVO 460 Euro und Jesse Challenger sogar 553 Euro. Nicht zu vergessen die Kosten für notwendiges Zubehör (zum Beispiel Kofferträger) und für nicht notwendiges, aber sinnvolles Zubehör (Innentaschen, Schloss, Zubehörhalter, …).

Packtaschen

Softgepäck ist meist günstiger als Alukoffer, aber trotzdem nicht wirklich günstig. Für das Monsoon -3- Set von Enduristan mit seinen beiden 30-Liter-Taschen zahlst du aktuell 310 Euro. Für die beiden Bumot Xtremada fallen schon 500 Euro an – und für die beiden 38-Liter-MotoBags von LoneRider wird man stolze 897 Euro los.

Gepäckrolle bzw. Tasche für den Soziusplatz

Gerade im Vergleich zu Alukoffern und Seitentaschen ziemlich billig. Eine 30-Liter-Speedbag von Louis kostet 10 Euro, die große Schwester mit 50 Litern kostet 15 Euro.

Welches Motorradgepäck sieht am besten aus?

Egal wie viele Kriterien sich das Hirn vor dem Kauf eines Gepäcksystems überlegt, den Ausschlag gibt am Ende doch der Bauch. Welches Gepäcksystem mir am besten gefällt, ist eine sehr individuelle Sache. Allerdings: Alukoffer mit Aufklebern sind ein Statussymbol unter Reisenden. Wer schon immer sehnsüchtig die Fotos der Weltreisenden mit ihren vielen Aufklebern auf den Alukoffern bewundert hat, braucht gehörig Selbstdisziplin, sich für eine vielleicht sinnvollere andere Lösung zu entscheiden.

Alukoffer

Das ist aus meiner Sicht der große Vorteil der Alukoffer: sie sehen einfach schick aus. Ob man jetzt die Flaggen oder Länderkennzeichen aller bereisten Länder draufklebt oder eine Weltkarte oder die selbst-designten Aufkleber seiner eigenen Webpräsenz: Koffer lassen sich einfach individualisieren und sehen oft stylisch aus. Da kommt keine Seitentasche oder gar Gepäckrolle mit.

Packtaschen

Aber auch unter den Packtaschen gibt es schicke und weniger schicke. Wenn ich an die knallgelben Ortlieb-Satteltaschen der Fahrradfahrer denke, die wir auch an Motorrädern schon gesehen habe, muss ich immer an norddeutsche Regenjacken denken und nicht an Abenteuer in fernen Ländern. Die neueren Modelle wie die von Enduristan oder Mosko Moto sehen schon gut aus. An das Abenteuerfeeling der Alukoffer kommen sie aber meiner Meinung nach nicht heran.

Wir haben uns mit unserer Selbstdisziplin Mühe gegeben, wollten aber trotzdem nicht auf die Aufkleber verzichten. Aus diesem Grund haben wir jeder – neben den Backcountry 35 von Mosko Moto – noch ein Pelicase anstelle eines Topcases. Dort können wir uns mit Aufklebern austoben. Es ist wie immer: es gibt für alle Herausforderungen eine gute Lösung, man muss sie nur finden.

Gepäckrolle bzw. Tasche für den Soziusplatz

Natürlich kann auch der Minimalismus der Gepäckrollen einen gewissen Reiz ausstrahlen. An die Kofferaufkleber kommt er aber leider nicht heran.

Welches Zubehör gibt es für mein Gepäcksystem?

Die Möglichkeit, die Koffer bzw. Taschen mit praktischem Zubehör aufzuwerten, sollte nicht unterschätzt werden. Je nach Anbieter variiert die Auswahl, aber schon die Bauart ermöglicht bestimmtes Zubehör – oder eben nicht.

Alukoffer

Alukoffer haben naturgemäß die größte Auswahl. Der Platzhirsch Touratech legt eine beeindruckende Liste vor: Von außen können die Koffer erweitert werden durch die Kofferdeckeltaschen Ambato Exp Plus, wahlweise mit 17 oder 25 Liter Volumen. Dazu gibt es Zubehörhalter, mit denen Taschen, Flaschen oder sonstige Behälter vorne und hinten an die Koffer geschnallt werden können. Praktisch ist dies für alles, was man nicht unbedingt neben seinen sauberen T-Shirts transportieren will wie Ölflaschen, Benzinschlauch oder ein verrußter Kocher. Für den Innenraum gibt es Koffer-Innentaschen sowie Kofferdeckel-Innentaschen.

Aber auch andere Hersteller von Motorradgepäck haben Zubehör, oder zumindest Laschen am Kofferdeckel, um darauf noch etwas befestigen zu können. Überleg Dir, was Dir wirklich wichtig ist, die Kosten für Zubehör können sich nämlich ganz schön summieren.

Packtaschen

Soft luggage hat naturgemäß weniger Möglichkeiten, aber trotzdem gibt es auch hier gute Erweiterungsmöglichkeiten. Mosko Moto bietet für seine Taschen Erweiterungen mit dem sogenannten MOLLE-System an. Dieses stammt aus dem Militärbereich und stellt mittlerweile einen Standard dar, um verschiedene Taschen oder Rucksäcke fest miteinander zu verbinden. Wir haben daher an jeder Mosko-Moto-Tasche eine 4-Liter-Erweiterung, die wir für Reserve-Öl und den Kocher nutzen. Das ist komfortabel, weil es die dreckigen Ausrüstungsgegenstände von den sauberen Socken trennt. Wirklich nötig ist es aus Volumensicht nicht, da die Backcountry35 von Hause aus bereits eine feste Außentasche mit vier Liter Volumen mitbringt. Auch viele andere Seitentaschen bieten die Möglichkeit, das vorhandene Volumen mit zusätzlichen Außentaschen zu erweitern.Für Details schau bitte auf das Übersichtsbild.

Gepäckrolle bzw. Tasche für den Soziusplatz

Wer Gepäckrollen nutzt, hat keine Zubehörmöglichkeit, braucht aber vermutlich auch keine.

Lässt sich das Gepäck leicht abbauen und wieder befestigen?

Wie leicht ist es, die Taschen abends vom Motorrad ab- und am nächsten Morgen wieder anzubauen? Wenig ist nerviger, als das Rumgefummel mit unbequemen Lösungen.

Alukoffer

Hier punkten die meisten Alukoffer mit guter Handhabung. Hatten meine alten Zega-Koffer von Touratech noch eine Rändelmutter im Inneren, so dass ich erst mal den halten Koffer leerräumen musste, bevor ich ihn abbauen konnte, gibt es mittlerweile viele Befestigungssysteme, die außen am Koffer angebracht sind. Praktisch alle Hersteller werben mit „quick mount“.

Packtaschen

Hier musst Du die Gepäckstücke in deiner engeren Auswahl prüfen: die Backcountry-Taschen von Mosko Moto zum Beispiel haben ein System, mit dem die Taschen einfach auf einen Halter aufgesteckt werden. Dadurch sind sie schnell anzubauen und auch wieder abzunehmen. Die Taschen von Lone Rider, die wir kurz vor Beginn unserer Reise 2019 einmal im Wohnzimmer stehen hatten, mussten an den Kofferträger angeschraubt werden. Das fanden wir unpraktisch, selbst wenn man meist doch nur die Innentaschen mit ins Zelt oder ins Hotelzimmer nimmt.

Der Vorteil einiger Packtaschen ist es, dass sie keinen Kofferträger benötigen, man spart also Gewicht. Die beiden Taschen sind in der Regel verbunden und werden einfach über den Soziussitz gelegt („throw-over“). Damit nichts während der Fahrt runterfällt oder zu sehr herumflattert, müssen die meisten Taschen aber noch mit Riemen gesichert werden, was beim Auf- und Abbauen anstrengend sein kann und Zeit kostet. Es gibt fast so viele Befestigungsarten wie Hersteller, du musst also genau schauen, ob dir die jeweilige Version taugt oder nicht. Am einfachsten geht das über Videos. YouTube is your friend.

Gepäckrolle bzw. Tasche für den Soziusplatz

Die Bequemlichkeit dieser Lösung hängt davon ab, wie genau die Gepäckrollen befestigt werden. Du hast die Wahl zwischen Expander-Gummis, einfachen Zurrgurten oder ROK Straps. ROK Straps sind Spanngurte, eine Kombination aus Gurtband und widerstandfähigem Gummiriemen. Ein Schnellverschluss verbindet beide Teile und ermöglicht die Justierung der Gurtlänge. Diese Gurte haben keine Metallteile, du musst dir also keine Sorgen machen, dass dein Motorrad verkratzen könnte. Es gibt sie in verschiedenen Größen, die größere hat eine Länge von 45 bis 150 cm und hält ca. 90 kg Gepäck bei Verzurrung. Mit den ROK Straps hast du die beste Kombination aus komfortablem Auf- und Abbau und guter Festigkeit.

Wiederverwendbarkeit

Unter Weltreisenden kursiert der Tipp, nur Dinge mitzunehmen, die mindestens zwei Verwendungsmöglichkeiten haben. So nutzen Freunde ihre Ersatzreifen mit einer Extra-Platte auch als Tisch. Oder, verbreiteter, Alukoffer werden als Sitzgelegenheiten oder Tisch verwendet. Diese Möglichkeiten hast du mit Seitentaschen oder Gepäckrollen nicht. Trotzdem habe ich den Tipp nie wirklich verstanden. Ein Gegenstand, der regelmäßig verwendet wird, hat doch auch ohne zweiten Einsatzzweck eine Daseinsberechtigung.

Alukoffer

Wer keine Extrastühle mitnehmen will, aber trotzdem nicht auf dem Boden sitzen will, der nutzt gerne die Alukoffer als Stuhlersatz. Es gibt im Zubehörhandel auch schon Aluplatten, die zwischen 2 Koffer gespannt einen Tisch bilden. Das ist schon praktisch. Allerdings sind diese Hocker auch nicht sehr bequem. Wer mehr Komfort möchte, muss dezidierte Campingstühle mitnehmen.

Alukoffer können beim Reifenwechsel oder anderen Wartungsarbeiten auch einen Hauptständer ersetzen. Mit etwas Kreativität finden sich bestimmt noch mehr Möglichkeiten zur Zweckentfremdung.

Packtaschen

Softluggage hat kaum Potential zur Wiederverwendbarkeit. Wir sind aber auch aus dem Alter raus, in dem man bequem auf Hockern / Koffern sitzt und haben bequeme Campingstühle dabei.

Gepäckrolle bzw. Tasche für den Soziusplatz

Kaum Wiederverwendbarkeit.

Zieht das Motorradgepäck unliebsame Aufmerksamkeit auf sich?

Gerade in ärmeren Ländern zieht eine vollaufgepackte GS schnell alle Blicke auf sich. Vermutlich weckt sie auch Begehrlichkeiten: Immerhin haben wir Weltreisende so einige Ausrüstungsgegenstände dabei, die beim Verkauf das Essen einer ganzen Familie für Wochen sichern könnten. Neben Vorsicht und guten Schlössern ist Unauffälligkeit daher eine Versicherung.

Alukoffer

Alukoffer fallen auf. Nicht nur, weil sie oft an großen Motorrädern hängen, sondern auch weil sie sich sehr von allen Behältnissen unterscheiden, die weltweit so in Gebrauch sind. Und je auffälliger, desto anfälliger für jegliche Formen von Diebstahl oder Vandalismus. Natürlich sind die meisten Menschen, die man auf einer Reise trifft, sehr freundlich und hilfsbereit, aber man darf nicht vergessen, dass Familie einen sehr hohen Stellenwert hat und alles andere erst weit dahinter folgt.

Auf europäischen Straßen oder allgemein in westlichen geprägten Gegenden machen die auffallenden Koffer Spaß, will man mit seiner Umgebung verschmelzen, sind sie falsch.

Packtaschen

Seitentaschen fallen viel weniger auf als Alukoffer. Diese Unauffälligkeit kann ein großer Vorteil sein, gerade wenn man seiner Umgebung nicht traut oder unsicher ist.

Gepäckrolle bzw. Tasche für den Soziusplatz

Am besten geeignet für das Verschmelzen mit der Umgebung sind einfache Gepäckrollen.

Und welche Lösung ist jetzt die beste?

Ihr habt jetzt alle elf Kriterien kennengelernt. Und was folgt daraus? Alukoffer oder doch wasserdichte Taschen? Oder auch nur eine Gepäckrolle und alles Wichtige in den Tankrucksack? Es gibt viele Lösungen.

Wir wussten vor der Reise, dass wir uns viel auf schlechten Pisten bewegen würden. Aktiv suchen wir zwar nicht aktiv das Offroad-Abenteuer, aber in vielen Teilen der Welt sind die normalen Straßen das, was in Europa als offroad bezeichnet werden würde. Daher haben wir uns für unsere Weltreisemotorräder von BMW für Softgepäck entschieden.

Wir nutzen als Motorradgepäck die Backcountry 35 von Mosko Moto in Kombination mit Steelcore-Gurten zum Abschließen. Unser Setup sieht folgendermaßen aus: 2 Seitentaschen, ein Pelicase und mittlerweile KEIN Tankrucksack mehr. Die Entscheidung gegen Tankrucksäcke macht Pausen tagsüber deutlich entspannter, weil wir viel weniger mitschleppen müssen.

In diesem Artikel hast Du alle Kriterien für die Entscheidung zwischen hard und soft luggage gelesen. Welche Koffer und Taschen von welchem Hersteller es konkret gibt, wieviel sie kosten und wie sie sich voneinander unterscheiden, das findest Du in einem weiteren Artikel. Als Appetithappen hier schon mal die Kurzfassungen:

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