Wohin mit Deinen Möbeln, wenn Du auf Weltreise gehst?

Wann immer ich erzähle, dass ich keine Wohnung mehr in Deutschland habe, sondern dauerhaft reise, ist es DIE EINE Frage, die mir von den meisten Menschen gestellt wird. Ich rechne immer mit Fragen wie „Warum?“, „Wie finanzierst Du das?“ oder so, aber nein, es kommt fast immer dieselbe Frage: „Wo hast Du Deine Möbel gelassen?“ Und so mancher überlegt schon, wohin mit seinen Möbeln, wenn er mal auf große Reise geht.

Hier kommt die ultimative Entscheidungshilfe für alle, die sich diese Frage stellen oder einfach nur neugierig sind.

Entscheidungsbaum: wohin mit Möbeln

Diese Schritte sind notwendig:

  1. Werde Dir darüber klar, welche Dinge Dir wichtig sind.
  2. Entscheide Dich für die Art des Stauraums (eigener Raum, Platz bei Freunden/Familie oder selfstorage).
  3. Lagere nur die wirklich wichtigen Dinge ein.
  4. Werde Unwichtiges los (verkaufen, verschenken, spenden oder entsorgen).
  5. Kreativtipp: Verleihe Gegenstände für die Zeit Deiner Abwesenheit.

Wie geht das genau?

Zuerst kommst Du nicht darum herum, Dir zu überlegen, welche Dinge so wichtig sind, dass Du sie dauerhaft behalten möchtest. Etwas einzulagern ist aufwendig und manchmal teuer. Das macht man nicht allem Kram, der sich im Laufe der Jahre angesammelt hat. Hat man diese Grundsatzentscheidung getroffen, geht es an die konkrete Frage, WO die Dinge die nächsten Monate oder Jahre bleiben.

Einfach haben es diejenigen, die neben einer aufgegebenen Wohnung noch eine Lagerfläche haben: ein Keller oder eine Garage sind in der Regel die erste Wahl, wenn es um Stauraum geht. Aber auch ein ungenutzter Raum bei Eltern oder Geschwistern oder ein Kellerraum bei Freunden ist hilfreich.

Ansonsten hilft nur die kostenpflichtige Variante: einen Lagerraum anmieten

Ich habe für mich noch einen schönen Mittelweg gefunden: ich gebe Dinge in Pflege. Das heißt: Freunde benutzen die Hängematte solange, bis ich wiederkomme, dann kriege ich sie zurück. Die Eltern verwenden die Küchenmaschine und freuen sich darüber. Selbst der selten benutzte mongolische Feuertopf hat einen Liebhaber gefunden, weil ich es einfach nicht über mich gebracht habe, das schöne Teil zu verschenken oder zu verkaufen. Eine tolle win-win-Situation: ich brauche keinen Lagerplatz und irgendwer freut sich – auf Zeit. Diese Lösung ist auch deswegen die schönste, weil sie hilft, Freundschaften aufrecht zu erhalten. Die Bedachten erinnern sich beim Benutzen nämlich an den Geber. Und Dein Zeug vergammelt nicht in irgendeiner Kiste. Oder kostet Geld (im Falle vom selfstorage).

Was genau bedeutet es, selfstorage zu nutzen?

Sauber. Sicher. Trocken. Der Begriff selfstorage stammt aus dem englischen Sprachraum und bedeutet das Einlagern von Gegenständen in extra dafür gemietetem Raum. Selfstorage-Gebäude gibt es mittlerweile in den meisten Großstädten Deutschland, die Wachstumsrate der Branche ist seit Jahren zweistellig. Selfstorage boomt. Oft handelt es sich um große fensterlose Betongebäude, in denen kleine und größere Bereiche abgeteilt sind, die separat zugänglich sind.

Was kostet selfstorage?

Selfstorage ist nicht billig. Die Preise werden per Quadratmeter ausgewiesen, es gibt bereits Abteile ab einem Quadratmeter. Auf vielen Anbieterseiten gibt es Beispiele, wie viel in den Abteilen untergebracht werden können. Viele Kunden sind überrascht, wieviel auf zwei Quadratmeter passt, wenn die Deckenhöhe drei Meter beträgt. Myspace.de schreibt auf ihrer Homepage „Für Umzugskunden gilt die Daumenregel: Ein Zehntel der Wohnungsfläche wird als Lagerfläche für den Wohnungsinhalt benötigt.“ In München kostet ein 1-Quadratmeter-Abteil nirgends unter 10 Euro. Pro Woche. Bei diesen Preisen lohnt sich ein Ausmisten im Vorfeld.

Wie entscheide ich, was wirklich wichtig ist?

Zuerst überlege ich mir grob, ob ich viel oder wenig Lagerfläche habe. Wer eine große Garage besitzt oder nutzen kann, der kann natürlich viel mehr Dinge als wichtig deklarieren als derjenige, der für drei Quadratmeter selfstorage einen zweistelligen Eurobetrag im Monat hinblättert.

Dann komme ich um die fast philosophische Frage nicht drumrum: Was brauche ich zum Leben bzw. zum Glücklich-Sein? Benötige ich wirklich all den Krempel, der sich im Laufe der Zeit angesammelt hat oder schleppe ich diesen nur von Umzug zu Umzug mit, ohne dass mein Herz wirklich daran hängt. Oft nutze ich den Keller oder einen Teil der Wohnung nur zum Lagern von Krempel. Aktuelle und vergangene Hobbies haben einen großen Anteil an der Menge. Der kompletten Kleiderschrank nur mit Motorradsachen. Die Tauchausrüstung, die in den letzten Jahren nur noch selten benutzt wurde. Bastel- und Nähzeug, das nur darauf wartet, dass ich mal Zeit und Lust bekomme, was aber praktisch nie passiert.

All diese Dinge belasten mich mittlerweile mehr als dass sie mir ein Gefühl von Reichtum geben würden. Alle flüstern: Beachte mich! Du wolltest mich doch mal besitzen. Und Du hast einiges an Geld ausgegeben. Was ist daraus geworden? Krieg Deinen Hintern endlich hoch und starte mit dem, was Du mal wolltest. Was für eine großartige Idee, diese Form von unterschwelligem Stress endlich mal loszuwerden, das Gewissen und den Wohnraum zu entlasten. Ich kann den aktuellen Trend zum Minimalismus gut verstehen, weniger Krempel bedeutet auf jeden Fall mehr Lebensqualität.

Alles dient einem Zweck oder bringt Freude

Es macht grundsätzlich Sinn, Dinge aufzubewahren, die wir nach der Reise wieder neu kaufen würden. Wir würden allerdings keine 10 Jeanshosen kaufen, sondern vielleicht nur zwei oder drei. Sieben der zehn Jeanshosen in meinem aktuellen Kleiderschrank können also rausfliegen. In meinen Kisten befindet sich auch noch Geschirr, Besteck, ein bisschen Küchenausstattung. Von den meisten meiner Businessoutfits dagegen habe ich mich leicht trennen können.

Ich habe auch einige Möbel aufbewahrt, weil ich schöne Massivholzmöbel habe, die sich platzsparend zusammenlegen lassen. Aber auch hier muss der gesunde Menschenverstand arbeiten: das Bettgestell und die Lattenroste bleiben, die voluminösen Matratzen fliegen raus und werden neu gekauft, wenn wir das Bett mal wieder aufbauen.

Ich bewahre auch Dinge auf, die mir etwas bedeuten. Ich habe sogar eine Erinnerungskiste: darin ist viel Kleinkram, der sonst in keine Kategorie passt: Tagebücher. Fotoalben. Eine Auswahl von alten Briefen. Plüschtiere. Ein paar Dekoartikel. Die kitschige Holzfigur, bei der wir uns an Tante Erna erinnern, bei der sie lange Jahre auf der Kommode stand. Eigentlich Krempel, aber für mich bedeutsam. Ein Tipp für eine positive Lebensenergie: wegschmeißen kann befreien. Wenn Dir das Hochzeitsalbum der gescheiterten Ehe Magengrummeln verursacht, darf es entsorgt werden. Oder die Fotos, auf denen Du Dich nicht magst. Was immer Dir gut tut, ist richtig!

Als Minimalist dient alles, was man besitzt, einem Zweck oder bringt Freude. Alles andere ist aus dem Weg, so dass Du Dich auf das wirklich Wichtige konzentrieren kannst: Gesundheit, Beziehungen, Leidenschaften, Wachstum und Beitrag.

All that clutter that used to be money

Je mehr Du vor Deiner Reise loswirst, desto weniger musst Du einlagern. Ein Weg des Loswerdens ist der Verkauf. Heute ist es einfach, über amazon.de, ebay.de oder über das lokale Anzeigenblättchen in Deiner Heimatzeitung Dinge loszuwerden, die Du nicht mehr benötigst. Ein anderer wird sich darüber freuen und Deiner Reisekasse tut es gut. Auch Flohmärkte sind ein guter Ort, Dinge loszuwerden, vorausgesetzt, Du gibst das eingenommene Geld nicht gleich wieder für neue Habseligkeiten aus. Ich las mal im Internet „All that clutter that used to be money“. Also sinngemäß: „All dieses Zeug, das einmal Geld war.“ Wie wahr.

Der ultimative Praxistipp

Wenn Du Deine Kisten packst, achte darauf, dass Du sie sie sehr detailliert beschriftest. Anders als bei einem normalen Umzug wirst Du sie nämlich lange Zeit nicht auspacken. Und auch wenn Du davon ausgehst, dass Du an den Inhalt gar nicht dran musst, gibt es doch viele Situationen, in denen genau dies doch nötig ist: wenn jemand Dir etwas aus Deinen Kisten nachsenden soll, was Du wider Erwarten doch brauchst. Oder wenn Du nach der Reise nicht sofort wieder eine Unterkunft hast und improvisieren musst. Spätestens, wenn Du über Weihnachten zu Deiner Familie zu Besuch kommst und ein besonderes Outfit in einer der Kisten suchst, wirst Du für eine sorgfältige Beschriftung dankbar sein.

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