Wir liegen im Zelt. Ein toller Platz unter den Sternen, jenseits des Viehgatters, weil dort der Hintergrund fürs Foto so toll war. Wolfgang versichert mir, dass Kühe und Pferde sich nachts bestimmt nicht zu den Menschen begeben würden. Ich gebe mir Mühe das zu glauben. Mit wenig Erfolg. Plötzlich schrecken wir beide hoch. Kuhglocken. Klingt ganz nah. Panisch schauen wir uns an und flüchten aus dem Zelt …
Aber von vorne.
Pyrenäen sind angesagt
Dieses Mal sind wir mit großem Gepäck unterwegs. Wir konnten und wollten uns einfach nicht zwischen Enduro- und Straßentouren entscheiden, also haben wir die Anreise mit dem Opel Vivaro gemacht und 3 Maschinen eingeladen: ich darf im Gelände mit meiner leichten Beta Alp 200 fahren und auf der Straße mit der BMW F800GS. Mehr als 3 Maschinen passen aber leider nicht ins Auto, daher hat Wolfgang sich für die 690 KTM entschieden – die große Kati und die kleine Beta bleiben daheim.
Ziemlich vollgepackt verlassen wir München, übernachten in Clermond-Ferrand und kommen am 2. Tag nachmittags am Campingplatz Isabena an.
Isabena war genau die richtige Wahl für uns: sehr schön gepflegt und sauber, nettes Personal, ein idealer Ausgangspunkt und Straßen- und Offroadtouren, dazu hilfreiche Tipps der Betreiber, die auch regelmäßig offroad unterwegs sind.
Wir nutzen das aus, sind v.a. im Gelände unterwegs und genießen es sehr. Leider ist es tagsüber sehr heiß, so dass wir sehr schnell einen Tagesrythmus entwickeln: zeitig aus dem Schlafsack, fertig machen und frühstücken und dann los zur ersten Tagesetappe.
Die größte Hitze verbringen wir wieder im Schatten vorm Zelt oder am Pool. Spätnachmittags machen wir uns dann wieder auf und fahren die nächste Tour. Da die tollen Schotterpisten direkt hinterm Campingplatz beginnen, müssen wir auch nicht viel Zeit für Anfahrt einplanen.
Wichtigstes Accessoire wird neben der Kamera schnell der Camelbak.
Sightseeing und Blödsinn
Neben der Touren in der Gegend machen wir auch längere Abstecher: zunächst nach Andorra, später nach Barcelona. Andorra gefällt uns nicht besonders, man kann zwar angeblich günstig Luxusartikel einkaufen, wir finden aber nichts, was uns gereizt hätte. Barcelona ist da schon etwas anders: die Stadt hat ein ganz eigenes Flair.
Wir reisen weiter: von Isabena in Richtung Westen und bleiben ein paar Nächte auf dem Campingplatz in Sangüesa. Ein hübsches Dörfchen, leider spricht auf dem Campingplatz niemand etwas anderes als Spanisch, auch WLAN suchen wir vergeblich. Wir “entfliehen” der Ruhe mit einem Abstecher in die Bardenas Reales, eine UNESCO-geschützte Halbwüste. Da es dort sehr heiß ist, fahren wir erst spät am Campingplatz in Sangüesa los, so dass wir den Heimweg im Dunkeln antreten müssen. Aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt.
Später in der Woche ist Waschtag in Sangüesa.
Nachdem die Wäsche wieder trocken ist, hält uns nich tmehr viel auf dem Campingplatz, also geht es weiter Richtung Atlantik. Vorbei an San Sebastian, wir bleiben letzendlich auf dem Platz in Zarautz hängen. Er ist zwar riesig, wir finden aber eine ruhige Ecke mit tollem Blick auf den Atlantik.
So langsam neigen sich unsere drei Wochen Urlaub dem Ende zu.
Wie es zu dem nächtlichen Vorfall am Viehgatter kam …
Eine Sache ist noch offen: Wolfgang möchte ein Foto vom Zelt im Dunklen. Am besten mit Sternenhimmel. Wir fahren also zurück in Richtung Mittelmeer, dort ist das Klima trockener, also weniger Wolken. Wir tanken noch eben in Andorra, dann warten wir am Col de Puymorens (1915 m über NN) auf die Dunkelheit.
Wärend wir warten, erfreuen wir uns an den herumlaufenden Pferden und fragen uns, ob sie die Glocken um ihre Hälse wohl stören. In er Ferne sind weitere Glocken zuhören – wir tippen auf Kühe.
Es gibt einen Pfad von der Straße weg in die Berge, den laufen wir entlang und suchen nach einem guten Platz für das Zelt. Kurz vor einem Viehgatter gibt es ein paar geeignete Quadratmeter, nicht besonders schönes Ambiente, wir merken uns diesen als Plan B und suchen weiter. Hinter dem Viehgatter finden wir einen superschönen Platz für das Zelt, im Hintergrund Hügel und Tannen.
Wir bauen das Zelt auf und starten die Fotoexperimente: bis alle möglichen Varianten von Blende und Zeit ausprobiert sind, ist einige Zeit vergangen und es wird dunkel. Wir fragen uns, ob die Pferde und Kühe wohl so neugierig sind, dass sie uns nachts einen Besuch abstatten – und ob sie wohl das Zelt erkennen und drumrum laufen oder ob wir uns ncht doch einen gefährlichen Übernachtungsplatz ausgesucht haben. Wolfgang ist entspannt und optimistisch, ich mittlerweile ein ziemliches Nervenbündel. Kaum liegen wir im Zelt und haben die Augen geschlossen, schrecken wir bei dem Geräusch von Glocken hoch und stürmen aus dem Zelt. Das klang viel zu nah und bedrohlich. In der Dunkelheit fuchteln wir mit unseren Taschenlampen rum, bis wir endlich in der Ferne ein paar Kühe sehen und erleichtert aufatmen.
An Schlaf ist aber nicht mehr zu denken, also raffen wir unser Zeug zusammen und laufen mit dem Zelt unterm Arm über das Viehgatter zu unserem Platz B. Dort sitzen wir noch eine Zeitlang auf einem Felsen Arm in Arm, atmen tief durch und genießen den wirklich beeindruckenden Sternenhimmel.
Im Nachhinein eine lustige Anekdote … das entstandene Foto wars auf jeden Fall wert.