Wann mache ich eine Weltreise?

Fast jeder von uns träumt irgendwann mal davon, alles stehen und liegen zu lassen und die Welt zu bereisen. Wir haben diesen Traum verwirklicht und sind mittlerweile open-end unterwegs. Viele Menschen erzählen uns, wie toll sie es fänden, auch eine Weltreise zu beginnen und warum es gerade jetzt bei ihnen nicht geht. Daher hier eine praktische Liste der richtigen Zeitpunkte, etwas so Großes zu starten.

Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten:

  1. Vor dem ersten Job
  2. Während des Erwerbslebens
  3. Nach Rentenbeginn
MindMap: Idealer Zeitpunkt einer Auszeit

Vor dem ersten Job

Vorteile: Wir sind jung, unser Gesundheitszustand ist meist sehr gut, wir sind voller Energie und neugierig auf die Welt. Wir verkraften die Strapazen der Reise schnell und sind wenig anfällig für Krankheiten. Meist gibt es noch keine Immobilien, Haustiere oder sonstige Verbindlichkeiten, die Familienplanung ist noch in Arbeit und alleine oder zu zweit sind wir ziemlich unabhängig. Vielleicht sind wir am Ende der Ausbildung sogar noch bei den Eltern krankenversichert, so dass dieser Teil der Reisefixkosten wegfällt.

Nachteile: die finanzielle Situation ist angespannt, wir haben vermutlich nicht viele Rücklagen und müssen unterwegs sparsam haushalten.

Während des Erwerbslebens

Vorteile: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, während des Arbeitslebens eine Auszeit zu nehmen. Die gängigsten sind Sabbatical oder eine unbezahlte Auszeit. Die Vorteile liegen klar in der vorhandenen Lebenserfahrung und in der entspannteren finanziellen Situation.

Nachteile: Mit einem bestehenden Arbeitsvertrag ist viel an Organisation nötig, um eine längere Auszeit zu organisieren. Der Arbeitgeber muss einverstanden sein, betriebliche Aufgaben und Prozesse müssen angepasst oder an andere übergeben werden. Natürlich ist auch eine Kündigung möglich. Dabei kann es allerdings sein, dass man gedanklich stark mit der Frage beschäftigt ist, wie es danach weitergeht, so dass man die Reise gar nicht genießen kann. Außerdem wird man einen Teil der Reisezeit mit Jobsuche beschäftigt sein. Im mittleren Lebensalter kann es auch sein, dass schon die ersten gesundheitlichen Probleme kommen: Man wird unbeweglicher, hat schon einige Kilos zu viel auf den Rippen, Bergwanderungen oder Städtetouren arten in Arbeit aus. Auch sind mehr Pausen zur Regeneration nötig. Das muss Dich nicht von der Reise abhalten, in der Grobplanung sollte aber ausreichend Zeit dafür eingeplant werden. Wahrscheinlich ist auch die familiäre Situation schon komplexer als direkt nach der Ausbildung: Kinder, gebrechlich werdende Eltern, Haustiere, diese Liste ist beliebig verlängerbar. Insgesamt sind die meisten schon viel mehr Verbindlichkeiten im Leben eingegangen als in jungen Jahren. Und sei es nur, dass für den Posten des Zahlmeisters im Sportverein ein Nachfolger gefunden werden muss.

Nach Rentenbeginn

Vorteile: Für die meisten Menschen ist das Thema Langzeitreise eng verbunden mit dem Ausscheiden aus dem Arbeitsleben. Die Finanzen ist geklärt, es gibt durch Rentenzahlung einen regelmäßigen Geldeingang. Die meisten Verbindlichkeiten sind in trockenen Tüchern. Die Kinder sind aus dem Haus. Eine Lücke im Lebenslauf ist kein Thema mehr.

Nachteile: Den großen Vorteilen für diese Generation stehen einige Nachteile gegenüber: Reicht die Gesundheit für die Pläne aus? – oder müssen die Pläne entsprechend angepasst werden. Der Traum einer Motorradweltreise mit großem Offroadanteil muss eventuell zugunsten eines Campervans aufgegeben werden. Die Frage bleibt aber: Hat man mit siebzig oder achtzig noch genug Energie für Langzeitreisen? Oder würde man sich dann wünschen, den Traum früher ausgelebt zu haben.

Alle drei Varianten haben Vor- und Nachteile, aber die gute Nachricht ist: eine lebensverändernde Entscheidung ist jederzeit möglich.

Es gibt immer eine Lösung!

Klar ist: wenn wir es wirklich wollen, gibt es für alles eine Lösung. Ein paar Beispiele:

  • Wenig Geld: Man kann low-budget unterwegs sein, Zelt statt Hotel nutzen, viel selbst kochen statt essen gehen usw., das schont das Reisebudget enorm und es lässt sich auch mit wenig Geld reisen. Außerdem kann man unterwegs arbeiten, ggf. für Kost und Logis (https://www.workaway.info/).
  • Haus: Ich kenne Reisende, die mit dem 18. Geburtstag des jüngsten Sohnes ihre Reise gestartet haben. Er bleibt im Haus und kümmert sich um alles, während die Eltern reisen. Andere Reisende wiederum vermieten Haus oder Wohnung für die geplante Reisezeit.
  • Schulpflichtige Kinder: Ich kenne Reisende, die Kinder, Haustiere etc. einfach mitnehmen. In Absprache mit der Schule geht das sogar mit schulpflichtigen Kindern. Das ist gerade in Deutschland nicht leicht, aber es gibt Beispiele, dass dies geklappt hat (kidsaway.de oder thumanns.de). Eine radikalere Lösung, die deutsche Schulpflicht zu umgehen, wäre das Auswandern. Auf den einschlägigen Seiten wird auch das Thema “Auswandern und Schulpflicht” behandelt.
  • Haustiere: Ich kenne Reisende, die ihre Haustiere eingepackt haben und losgefahren sind. Mit Auto oder Transporter geht das einfach, aber auch andere Lösungen sind denkbar. Martin Klauka hat seine Katze auf die Motorradreise mitgenommen und ein Buch darüber geschrieben (Einmal mit der Katze um die halbe Welt, erhältlich bei amazon und überall, wo es Bücher gibt). Moe und Nicki haben sich beim workaway in einen Hund verliebt und nehmen ihn seitdem auf dem Motorrad mit (moppedhiker.de). Vieles ist möglich, wenn man will.
  • Krankheiten: Ich kenne Reisende, die ihre lebensnotwendigen Medikamente überallhin mitgenommen haben bzw. sie in engem Austausch mit ihren Ärzten im Ausland besorgt haben. Auch hier bieten Internet und soziale Medien Möglichkeiten, mit Gleichgesinnten in Kontakt zu treten, Fragen zu stellen und von den Ideen und Lösungen der anderen zu profitieren.

Diese Liste ist beliebig verlängerbar. Fest steht: wer will, findet einen Weg, seinen Traum umzusetzen. Es ist sicher nicht immer einfach, oft müssen kreative Lösungen gefunden werden, aber es ist immer sinnvoll, es zu versuchen. Die Erfahrung einer Weltreise wiegt die Probleme im Vorfeld bei weitem auf.

Der beste Zeitpunkt: Jetzt!

Ein altes chinesisches Sprichwort sagt: die beste Zeit, einen Baum zu pflanzen, war vor 20 Jahren. Der zweitbeste Zeitpunkt ist heute. Die beste Antwort auf die Frage nach dem perfekten Zeitpunkt der Reise lautet daher: JETZT. Das bedeutet natürlich nicht, jetzt loszufahren. Aber Dich JETZT zu entscheiden, lässt den Prozess der Reise und die Vorbereitung anlaufen. Wenn der erste ernsthafte Schritt getan ist, ist das Wichtigste erledigt. Selbst wenn es konkret nur bedeutet, den Sparplan für das Wohnmobil für den Rentenbeginn aufzusetzen.

Warum überhaupt eine Auszeit?

Viele Menschen denken darüber nach, ob ihnen eine Auszeit gut tun würde? Es muss ja nicht immer gleich die Weltreise oder die Kündigung sein. Aber spätestens, wenn Kinder da sind, wird die Frage nach einer Langzeitreise schnell wieder beiseitegeschoben. Jetzt gerade geht es ja nicht, vielleicht später einmal.

Aber aus dem später einmal wird leider so oft ein niemals. Irgendetwas kommt immer dazwischen. Und irgendwann einmal sitzen wir im Schaukelstuhl, alt und gebrechlich, und blicken auf unser Leben zurück. Was sehen wir?

  • Die Nächte, in denen wir durchgeschlafen haben?
  • Die Tage, an denen wir im Büro besonders viel geschafft haben?
  • Das tolle Auto, um das unsere Nachbarn uns beneiden, aber für welches wir oft auch am Wochenende arbeiten mussten?

Willst Du Dich nicht lieber an die Nächte unter dem Sternenhimmel erinnern? An die spannenden Entdeckungen in fremden Städten und Ländern? An die Menschen, denen Du begegnet bist? An die Momente, in denen Du Dich wirklich lebendig fühltest? Denn am Ende werden genau diese Erinnerungen Dein kostbarster Besitz sein.

Mehr Input zu dieser Frage findest Du auch in unserem Artikel: https://www.discoveringtheworld.de/ist-eine-weltreise-was-fuer-mich-zwei-unschlagbare-methoden

Aber dafür müssen wir auch wirklich aufbrechen!

Und wie war das bei uns?

Nach der Ausbildung haben wir gar nicht an die Möglichkeit einer langen Reise gedacht.

Aber nach einer wunderschönen Motorradtour durch Thailand und Laos hat uns ein Gedanke nicht mehr losgelassen: soll so tatsächlich der Rest unseres Lebens aussehen? Elf Monate arbeiten, um dann Ruhe, Entspannung und Abenteuer in einem teuren Urlaub zu finden, um im Anschluss wieder elf Monate zu arbeiten? Das würden wir nicht gesund bis zur Rente durchhalten. Und das wollten wir beide auch nicht. Aber mit Ende Vierzig schon aussteigen schien uns auch zu gewagt. Also haben wir bei unseren Arbeitgebern Sabbatical beantragt und sind (drei Jahre später) mit unseren Motorrädern losgefahren. Heute sind wir open-end in der Welt unterwegs und haben die Entscheidung nicht bereut.

Trau Dich. Du musst nicht der junge und coole Abenteurer sein, um losfahren zu dürfen. Lust auf Reisen reicht völlig. Und es ist OK, schüchtern zu sein oder nicht immer auf alle Menschen zugehen zu wollen. DU bestimmst, wie Deine Reise aussieht. Nicht die tollen Berichte in den sozialen Medien. Und wenn Du eine Pause brauchst, dann machst Du eine. Wenn Du einen Ort toll findest, dann bleibst Du dort einfach und genießt ihn. Ein glückliches und selbstbestimmtes Leben kann so einfach sein.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.