Panama ist das Land der Hängematten und Schaukelstühle

Wir fahren weiter quer durchs Land. Die Straßen werden kleiner und kleiner. Es wird grüner, aber auch feuchter, obwohl wir außerhalb der Regenzeit reisen. Die Temperaturen um die 30 Grad fühlen sich durch den ständigen Wind recht angenehm an. Das Hochland mit seinen Nebelschwaden hat uns voll im Griff. Kein Wunder, dass hier Kaffee und Kakao ideale Bedingungen finden.

Mascaras de diablicos – Masken des Teufels

In Parita besuchen wir José González, einen bekannten, lokalen Maskenbildner. Und das Wort Maskenbildner ist wörtlich zu verstehen, denn José stellt Teufelsmasken für Karneval und zu Dekorationszwecken her. In Panama-City hatten wir schon eine Maske vor einem Restaurant entdeckt – und jetzt sehen wir, wie diese Schmuckstücke hergestellt werden.
José schnappt sich einfach einen Block Ton, den er selbst in der Nähe sammelt, und formt ihn. Immer wieder klatscht er ein weiteres Stück Ton an und bearbeitet es. Schritt für Schritt entsteht vor unseren Augen eine Teufelsmaske.
Später wird er den Ton trocknen, mit Vaseline bedecken und mit Pappmaché die eigentliche Maske herstellen.
Oft liest man ja vom kreativen Chaos, das einen Künstler umgibt. Hier in Parita trifft das zu: Der Künstler sitzt auf der Veranda, umgeben von Dutzenden Tonformen und Pappmaché-Masken, die in der Sonne trocknen. Da eine Tonform nur etwa ein Dutzend Masken übersteht, liegen die verbrauchten Formen überall herum. Es ist eine ungewöhnliche Atmosphäre, ich könnte stundenlang zuschauen.

Mann mit Tonmaske in der Hand
Der Künstler – José Gonzales
Teufelsmasken
Teufelsmasken

Wildlife in Panama

Wir fahren weiter. Irgendwann stoppt der Bus unvermittelt, und Felipe ruft: Habt ihr das gesehen? Ein Gürteltier! Ich bin begeistert. Bislang hab ich nur einmal in meinem Leben ein Gürteltier gesehen, und das lag tot am Straßenrand.
Wir steigen aus und nähern uns dem Tier vorsichtig. Zunächst guckt es schlicht nur zurück; es fragt sich wahrscheinlich, was die Leute mit der Kamera von ihm wollen. Schnell wird es ihm aber zu blöd und es verschwindet: über die Straße. Schon befürchte ich, das zweite tote Gürteltier meines Lebens zu sehen, aber zum Glück kommt das Tier heil auf der anderen Straßenseite an und verschwindet im Gebüsch. Puh!

Gürteltier
Eine Überraschungs-Begegnung am Straßenrand
Gürteltier
… und weg

Panama on the road – spannender als gedacht

Es geht weiter. Durch kleine Ortschaften und sehr viel Landschaft. Panama ist viel weitläufiger als gedacht. Die meisten Fahrzeuge, die uns entgegenkommen, sind Pick-ups, für gewöhnlich voll beladen mit irgendwelchen landwirtschaftlichen Geräten. Die Häuser, an denen wir vorbeikommen, sind einstöckig, farbig gestrichen, und auf praktisch JEDER Veranda finden sich Hängematten und Schaukelstühle, die Wahrzeichen des ländlichen Panamas. Und jede noch so kleine Hütte hat mindestens eine, oft zwei oder drei Satellitenschüsseln auf dem Dach.

Trotz der vielen großen Autos sehen wir auch Fußgänger. Nicht viele, denn Fußgängerwege gibt es hier nicht. Nur einen staubigen Randstreifen neben der Fahrbahn. Wir sehen Männer, die große Körbe auf dem Rücken tragen. Sie sehen ein bisschen aus wie Teepflücker, nur scheinen die Körbe sehr schwer zu sein. Bei genauerem Hinsehen erkennen wir, dass die Männer Gasflaschen schleppen. Panama doch ist doch ein sehr armes Land, auch wenn man das in einigen Ecken der Hauptstadt fast vergisst.

Immer wieder bremst der Bus. Speedbumps, zu deutsch Bremsschwellen, regulieren die Geschwindigkeit. Meist ist der Grund schnell zu erkennen. Zebrastreifen, Supermärkte oder Schulen. Gerade die Schulen sind leicht zu identifizieren, da sie immer blau-weiß gestrichen sind. Zur Zeit sind aber Ferien. Die einzigen Kinder in Schuluniformen sind diejenigen, die während des Schuljahres Probleme hatten und jetzt weiterlernen müssen, um versetzt zu werden.

Die kleinen Supermärkte am Straßenrand sind für mich immer wieder eine Quelle der Begeisterung. Ich liebe es, überall auf der Welt in die Regale zu schauen und zu entdecken, was die Welt kauft.
Da ein solcher Supermarkt oft der einzige Laden in der Gegend ist, führt er alles: Neben Lebensmitteln und Getränken gibt es Technik, Plüschtiere, Schmuck und Medikamente. Je nach Gegend auch Campingausstattung oder Bootsmotoren. Hier treffen sich Menschen, um Neuigkeiten auszutauschen und zu plaudern. In der Kassenschlange heißt es dann, Geduld haben. Aber das ist kein Problem, es gibt ja immer etwas zu gucken und zu entdecken.
Langsam entdecke ich meine Begeisterung für road trips.

Häuschen in Panama
Hängematte und Satellitenschüssel
Supermarktkasse
Ein Supermarkt im Nirgendwo

Über den Wipfeln – Hängebrücken in Boquete

Auf Boquete haben wir uns lange gefreut. Hier leben viele Expats – und wir sind neugierig, wie diese Ecke von Panama wohl aussieht. Tja. Zunächst einmal viel kälter als überall sonst im Land. Zum ersten Mal friere ich abends, weil ich zum Restaurantbesuch keine Jacke mitgenommen habe. Und es herrscht eine hohe Luftfeuchtigkeit. Zur Abwechslung mal nicht mehr heiß-feucht, sondern nur noch warm-feucht. Die Art von Schwüle, die das Atmen schwierig macht und uns in Läden mit Klimaanlage treibt.
Wir besuchen eine Kaffeeplantage etwas weiter oben am Berg – und es regnet. Echter Dauerregen, eher untypisch für diese Gegend. Die Hängebrückentour soll starten und wir fragen Ingrid (ja, ungewöhnlicher Name aber sie ist gebürtige Panamesin): Hört der Regen irgendwann auf? Lohnt es sich, abzuwarten? Und ihre Antwort lautet: nein, hier regnet es immer.
OK, klare Ansage. Natürlich will ich nicht auf Hängebrücken verzichten, also: Regenjacke an und los. Wolfgang entscheidet sich (mit dem größeren Teil unserer Gruppe) für das Ausharren in der Lodge.
Ich bereue meine Entscheidung nicht. Natürlich fluche ich dauernd (leise) vor mich hin: Zu nass. Mein Kameraobjektiv ist voller Tropfen. Und beschlagen von der hohen Luftfeuchtigkeit. Und überhaupt 🙂
Aber die einstündige Tour lohnt sich: Der Regenwald ist einfach wunderschön und ich mag Hängebrücken. Ich genieße das sanfte Wackeln und Schwingen der Brücken beim Drüberlaufen. Der Blick auf die Baumwipfel. OK, der Blick wird durch den Regen ziemlich getrübt: Der benachbarte Vulkan versteckt sich hinter dichten Wolken, die Tiere verkriechen sich. Immerhin gibt es keine Mücken.
Und am Ende war genau diese Hängebrückentour trotz aller Widrigkeiten eines meiner Highlights der ganzen Reise.

Sieht man mir an, oder??

Regenwald im Regen
Regenwald im Regen

Soweit für heute.

Zum Abschluss – wie meist – noch zwei Infos:

1. In unserer Fotogalerie Panama sehr ihr noch mehr Bilder

2. Hier zur besseren Übersicht die Liste aller Artikel unserer Zeit in Panama.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.