Malerisches im Süden Irlands

Nach mehreren Wochen Stadtleben in Dublin drängt es uns weiter – wir wollen mehr von Irland sehen. Also packen wir und fahren gen Süden. Der grobe Plan sieht vor, die Insel einmal zu umrunden. Wir haben ein paar Wochen Zeit und ich vertraue darauf, dass wir nicht nur die bekannten Sehenswürdigkeiten zu sehen bekommen, sondern Zeit haben, die irische Lebensart auf uns wirken zu lassen.

Irland besteht aus winzigen Straßen, bunten Häuschen und Pubs

Schon nach kurzer Zeit stellen wir fest, dass Irland außerhalb von Dublin komplett anders aussieht. Die Straßen werden kleiner und kleiner, vor den schwer einsehbaren Kurven (also vor fast allen) sind „SLOW“-Schriftzüge auf die Straße gepinselt worden. Manchmal sogar „VERY SLOW“. Alles ist grün. OK, wir haben Juni und der Mai war eher verregnet, nichts Ungewöhnliches also, aber das irische Grün erscheint uns grüner als anderswo.
Wir fahren durch kleine Dörfer, in denen sich bunt bemalte Reihenhäuser die Straße entlang auffädeln. Immer mal wieder stehen Herrenhäuser in der Landschaft, von grauen Steinmauern umgeben und durch eine Vielzahl von Rhododendron rosa und blau gefärbt. Und jedes noch so winzige Dorf hat einen Pub.
Schnell wird es uns zur Gewohnheit, mittags im Pub zu essen: beef-and-ale-pie, fish and chips, oder einfach ein Sandwich. Meist sind die Pubs ruhig, nur einige Einheimische sitzen am Tresen und trinken Bier. Die Sonne ist ausgesperrt, Geräusche von draußen dringen nur gedämpft herein. Es ist schummrig und hat eine ganz eigene Stimmung. Wir mögen das.

Langsam-Fahren-Schriftzug auf der Straße
Langsam-Fahren-Schriftzug auf der Straße
Kneipentheke
ein irischer Pub – mit Sport-TV

Irlands weitläufige Strände

Irland wird bekanntermaßen „die grüne Insel“ genannt. Wenn ich von Regen schreibe, wird jeder nur nicken und sich denken: „Klar, das ist doch Allgemeinwissen.“ Aber wer kennt schon die irischen Strände?
Als Teenager war ich bei einem Schüleraustausch und auf Besuchen danach mehrmals in Irland und Nordirland. Und was mir in Erinnerung geblieben ist, waren die weiten, einsamen Sandstrände in Donegal im Norden Irlands. Wir konnten stundenlang spazieren gehen und ich hab das schon damals genossen.

Mein Fotobuch aus den 1980er Jahren
Mein Fotobuch aus den 1980er Jahren

Wir besuchen Wexford, eine der größeren Städte im Süden Irlands. Wobei „groß“ relativ ist: Mit 20.000 Einwohnern ist Wexford in etwas halb so groß wie Erding.
Auf dem Weg dorthin halten wir am Curracloe Beach. Über zehn Kilometer Länge schmiegt sich der helle Sandstrand an die Ostküste Irlands. Der Weg vom offiziellen Parkplatz aus führt auf Holzbohlen durch Dünen voller Seegras und kleinen pinkfarbenen Blumen, die Google Lens uns später als Pyramiden-Hundswurz identifiziert. Hier wurde der Hollywoodfilm „Saving Private Ryan“ gedreht, der Strand steht stellvertretend für Omaha Beach.
Obwohl wir an einem Donnerstagnachmittag vorbeischauen, ist der Strand gut besucht. Wir suchen uns einen ruhigen Platz, stecken die Füße in den warmen Sand und packen unser Picknick aus.

curracloe beach
Curracloe Beach

Über Wexford gibt es nicht viel zu erzählen: Wikipedia schreibt lakonisch: „Als Hafenstadt war Wexford nicht sehr erfolgreich, da der natürliche Hafen stetig wechselnde Sandbänke aufwies. Seitdem im frühen 20. Jahrhundert 20 km südlich von Wexford der Tiefwasser-Hafen in Rosslare gebaut wurde, liegen in Wexford nur noch Fischerboote und kleinere Privatschiffe.“
Die Stadt ist klein, es lohnt sich aber, die Fußgängerzone entlang zu bummeln und auf dem Rückweg am Hafen die Schiffchen zu betrachten.

Wexford
Die Skyline von Wexford

Waterford und der ruhige Süden Irlands

In Waterford dagegen gefällt uns und so bleiben wir ein paar Tage.
Die Stadt ist überschaubar, wie immer viele bunte Häuschen und eine Vielzahl von Wandmalereien. Gefühlt an jeder Straßenecke will ich meine Kamera zücken und ein mehrere Meter hohes Wandbild in Bits und Bytes festhalten.
So hübsch es ist, abends werden die Bürgersteige sehr früh hochgeklappt, sogar im Juli. Wir verlassen unser Hotel am ersten Abend gegen 20 Uhr und stellen fest, dass es keine offenen Restaurants mehr gibt. Selbst die Fast Food Läden sind geschlossen. Und es ist nicht mal Feiertag. Am Ende finden wir einen Kiosk kurz vor Ladenschluss, decken uns mit überraschend gutem Fertigsalat und Getränken ein und futtern im Bett. Immerhin funktioniert das Internet und damit die Streamingdienste.

Wandgemälde in Waterford
Wandgemälde in Waterford

Tagsüber ist Waterford durchaus reizvoll: Dem Stadtbild merkt man die Wikinger-Herkunft deutlich an: Befestigungstürme, ein Mittelalter-Museum, überall alte Holzschnitzereien. Wir suchen uns einen Park, kaufen Eiscreme und lassen die Umgebung auf uns wirken.

Reihenhäuser
Arbeiterhäuschen in Waterford

Auf dem Weg nach Cobh

Weiter geht es durch den Süden Irlands. Wir sind auf dem Weg zum wild atlantic way, der wildromantischen Küstenstraße, die sich die komplette Westseite Irlands am Atlantik entlang schlängelt. Aber noch ist es nicht so weit. Wir möchten uns noch Cobh ansehen.
Also buchen wir für ein paar Tage ein AirBnB und machen uns auf den Weg.
Schon kurz hinter Waterford wird die Landschaft rauer. Der Regen trägt seinen Teil dazu bei. Mittags halten wir an einem kleinen Café und schauen in den Regen. Die Iren sind hart im Nehmen, was ihr Wetter angeht. Während wir uns an unseren warmen Kaffeebechern festhalten, beobachten wir ein paar Surfer, die unbeeindruckt ihre Runden auf dem Meer ziehen. Brrrr.

Surfer im Regen
Surfer im Regen


Etwas später klart es auf, und ich nutze die Gelegenheit, ein paar Schritte am Wasser entlang zulaufen. Die Wellen treffen auf den Kai und Gischt spritzt hoch. Ein schönes Motiv für meine Kamera, aber es kommt, wie es kommen muss: eine unerwartet hohe Welle und ich werde nass. Viel Spaß beim Kurzvideo.

Obwohl der wild atlantic way noch weit entfernt ist, fühlt es sich schon an, als wären wir da: die Küstenstraße Richtung Westen führt immer wieder direkt am Wasser entlang. Mehrmals halten wir und genießen den Blick auf die zerklüfteten Felsen und die tosende Brandung. Regen und Gischt treiben die Luftfeuchtigkeit in die Höhe – und manchmal betrachten wir alles nur durch die Windschutzscheibe.

Irische Küste
Irische Küste in einer Regenpause

Cobh ist voller Fotomotive

Die Stadt Cobh liegt am Hafen von Cork und ist bekannt für ihre malerische Lage an der Küste und ihre Architektur. Die Stadt war früher ein wichtiger Ausgangspunkt für Auswanderer und war auch der letzte Hafen, den die Titanic besuchte, bevor sie sank. Heute ist Cobh ein beliebter Touristenort, nicht zuletzt wegen der wunderschönen Aussicht auf Küste und Meer.
Ich laufe durch die Straßen und stelle fest: Cobh ist die Stadt der Fotomotive.

  • Der Hafen ist malerisch und bietet eine schöne Aussicht auf das Meer und die Küste. Eine Reihe von alten Schiffen und Booten liegen hier, in vielerlei Farben und Zersetzungsstufen.
  • Die St. Colman’s Cathedral ist DAS markante Gebäude in Cobh und bietet einen imposanten Anblick von außen und von innen.
  • Der Titanic Memorial Garden erinnert an die Opfer des Untergangs der Titanic und bietet eine ruhige und friedliche Atmosphäre. Durch die Lage direkt am Wasser lädt er dazu ein, einfach nur dazusitzen, zu schauen und zu genießen.
  • Das Lusitania Peace Memorial erinnert an das Schicksal der Lusitania, einem Passagierschiff, das während des Ersten Weltkriegs von einem deutschen U-Boot versenkt wurde.
  • Durch die Hanglage Cobhs ist die Stadt voller malerischer Straßen und Gebäude mit farbigen Fassaden und spannender Architektur. Es gibt viele Möglichkeiten, diese Schönheit in Fotos festzuhalten. Nachdem ich in einem Park rumgeklettert bin und mir den Hosenboden beim Ausrutschen mit Schlamm beschmiert habe, konnte ich später noch den perfekten Fotospot entdecken. Er fiel mir zunächst nicht auf, weil ich mit meiner Größe von 1,69 nicht über die Mauer gucken konnte. Meine hochgehaltene Kamera aber konnte tolle Bilder machen.
Reihenhäuser vor Kirche
Reihenhäuser vor Kirche – habe lange für diese Ansicht gesucht
Landkarte mit Pfeil
Der beste Fotospot in Cobh

Ausspannen im alten Steinhaus

Wir übernachten im Redington House*, einem typischen, irischen Farmhaus: alt, renoviert, urig. Unser Apartment zieht sich über zwei Stockwerke, unten sind Schlafzimmer, Bad und Küche, auf der Empore befindet sich ein großes Wohnzimmer mit Sesseln und Sofas. Das Haus ist genau richtig, um ein paar Tage auszuspannen und die Ruhe zu genießen. Der große Garten hat einen schönen Blick auf den Cobh Harbour, die Frühstückseier kommen direkt aus dem Hühnerstall. Beim Herumstreifen auf dem Gelände entdecke ich ein paar neugierige Ziegen, Hühner sowieso, einen schönen, kleinen Picknickplatz. “Cozy”, würden die Iren sagen.

Blick von der Empore in die Küche
Blick von der Empore in die Küche
Ziege
Ziegen im Garten

Soweit für heute – im nächsten Artikel nehme ich euch mit zum Rock of Cashel und auf den wild atlantic way.

Und wie so oft haben wir eine Fotogalerie Irland, um die Artikel nicht mit Bilder zu überladen.

Viel Spaß beim Stöbern!

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