Karibikfeeling mit Pelikanen

Mit dem Boot geht es weiter auf die Isla Colon, nach Bocas del Toro. Hier sieht Panama so wildromantisch aus, wie wir es uns vorgestellt haben: türkisfarbenes Wasser, Palmen, weißer Sand. Unsere Tour neigt sich dem Ende. Nach dem vollen Programm der letzten Tage freuen wir uns darauf, endlich wieder Ruhe zu bekommen.
Aber das muss noch etwas warten, zunächst ist eine Bootstour durch die Mangroven angesagt.
Die dichten Mangrovenwälder entlang der Küste und in den Flussmündungen sind unübersehbar. Mangrovenbäume leben im und am Salzwasser und bieten Lebensraum für Fische, Korallen und kleine Tieren. Die Pflanzen habe eine gewisse Ähnlichkeit mit großen Rhododendronbüschen, durch die oft freiliegenden Wurzeln aber sieht es aus, als würden sie übers Wasser laufen. Ziemlich beeindruckend. Und um das Ganze vollends surreal zu machen, taucht in der Ferne ein einzelner Delfin auf.

Mangrovenwald Panama
Mangrovenwald Panama

Später fahren wir zum „red frog beach“. Der Wanderweg beginnt am Dock der Isla Bastimentos und führt durch einen tiefgrünen Wald. Die Strecke zum Strand dauert normalerweise 30 Minuten, wir haben durch das viele Staunen und Beobachten deutlich länger gebraucht. Vögel, Blattschneiderameisen, Alligatoren, sogar ein kleiner roter Pfeilgiftfrosch kommen uns vor die Linse.
Der Strand selbst sieht genau so aus, wie man sich einen karibischen Strand vorstellt: weißer Sand, Palmen, viele Wolken. Wolken?? Ja, kurz nach unserer Ankunft geht es heftiger Regenschauer nieder. Wir stampfen durch den Regen zurück zum Boot. Schade, hier wäre ich gerne noch länger geblieben.

Am red frog beach
Am red frog beach
Am red frog beach
Am red frog beach

Am nächsten Tag können wir endlich ausschlafen: der erste freie Tag nach 11 Tagen auf Tour. Wir bleiben lange im Bett, frühstücken ausgiebig, gehen baden. Endlich mal wieder nichts müssen und alles dürfen.
Später schlendere ich durch die Straßen von Bocas del Toro. Dort, wo abends der Bär steppt, herrscht nun entspannte Gelassenheit. Aus einer Kirche dringt Musik. Ich spähe um die Ecke, sehe eine Band, die probt, und setze mich in die letzte Reihe, um zuzuhören. Die Kirchenarchitektur ist eindeutig karibisch: Die Mauern haben Steine mit Löchern, um Luftzirkulation zu ermöglichen. Die vielen Ventilatoren kann ich gar nicht zählen. Es ist kühl und schattig und es gibt Musik. Wie viel besser kann eine Pause vom Sonnenspaziergang sein?

Türkisfarbenes Wasser und Chillen in der Hängematte

Am Tag danach wechseln wir die Unterkunft, denn wir haben zwei Nächte in einem Aqua-Resort gebucht. Im Prinzip eine Hütte auf Stelzen im Wasser. Schon als wir das Häuschen betreten, bin ich begeistert: Es gibt eine Hängematte. Und der Blick aufs Wasser ruft mehr Urlaubsgefühl hervor als jemals in den letzten zwei Wochen.
Abends schlendern wir über die Stege zum Hauptgebäude: einer Holzplattform mit einem Dach gegen Sonne und Regen. An den Seiten ist die Konstruktion offen, so dass wir immer einen Blick aufs Wasser haben.
Nach dem Abendessen teilen wir uns als Nachtisch eine Portion gebackene Ananas. Wir haben gerade aufgegessen, als uns ein kleiner Gecko auffällt, der sich langsam den Stützpfahl neben unserem Tisch herunter arbeitet. Er hüpft auf unseren Tisch, versteckt sich erst hinter dem Brotkorb, bevor er langsam näherkommt und alles inspiziert. Irgendwann sitzt er am Rand meines Nachtischtellers und schleckt an den Resten der zimtigen Sahne. Immer wieder kommt die winzige Zunge hervor. Unser Grinsen reicht schon fast um den ganzen Kopf herum, so begeistert sind wir von dem süßen Besuch.

Ein zuckersüßer Besuch am Abendbrotstisch
Haus auf Stelzen
Punta Caracol Acqualodge
Schlafzimmer
Unser Schlafzimmer – mit Moskitonetz

Den nächsten Tag verbringe ich mit meinem Ebookreader in der Hängematte, nur unterbrochen von Bade- und Essenspausen. Das Leben ist wunderbar.

Und falls Ihr mehr Info wollt: hier ist die Punta Caracol Acqualodge bei booking.com.*

Auf dem Weg nach Panama-City

Irgendwann ist auch die schönste Zeit vorbei und wir machen uns auf den Rückweg. Die Insel Colon hat tatsächlich einen winzigen Regionalflughafen, mitten in der Stadt.
Die Einrichtung ist karibisch-schlicht. Es gibt 2 Schalter für den CheckIn, die Gepäckzettel werden von der Mitarbeiterin von Hand mit Flugnummer und Gewicht beschriftet. Ein anderer Arbeiter trägt dann alles zu einem Gepäckwagen.
Der Warteraum-Klimaanlage versucht, aus unseren Füßen Eis zu machen. Wifi ist trotz Werbebannern an der Wand nicht existent, der Getränkeautomat defekt. Dafür ist der Ausblick höchst spannend: Zuerst startet eine Cessna 208B mit lautem Getöse, eine hübsche kleine Maschine der eher unbekannten Carmon-Air. Diese Linie verbindet Bocas del Toro mit Costa Rica und bietet sagenhafte elf Sitzplätze.
Etwas später landet unser Flieger mit einem guten Dutzend Passagiere aus Panama-City. Es ist eine Fokker F50, eine Turboprop-Maschine mit nicht mal 60 Sitzplätzen. Klein, aber im Vergleich zur Cessna riesig. Wir schauen bei Be- und Entladen zu und sind ein bisschen erleichtert, als wir unser Gepäck im Inneren der Maschine verschwinden sehen.

Cessna
Cessna208 B
Unser Gepäck
Unser Gepäck

Nach der Ankunft in Panama-City und dem Aussteigen aus dem Flieger müssen wir ein wenig warten. Alle Koffer und Taschen werden ausgeladen und in der Empfangshalle des kleinen Regionalflughafens aufgereiht.
Eine junge Frau drängt sich nach vorne, um eine Hundetransportbox in Empfang zu nehmen. Sie nimmt ein sichtlich aufgeregtes und bellendes Hündchen heraus und in den Arm. Es beruhigt sich langsam, bellt aber noch. Szenenwechsel: Ein junger Drogenspürhund erscheint mit seinem Hundeführer. Er wird an den Kofferreihen entlanggeführt und immer wieder zum Schnüffeln aufgefordert. Zur Belustigung aller Reisenden ist das bellende Hündchen aber viel unterhaltsamer als das Gepäck, so dass die meisten Taschen unbeschnüffelt bleiben.

Drogenspürhund
Drogenspürhund

Zurück in der Hauptstadt

Wir sind wieder in Panama-City. Haben ein AirBnB in der Altstadt und die normalen Reiseroutinen laufen an: Wäsche waschen. Einkaufen. Die Umgebung erkunden.
Vieles haben wir schon im Rahmen unserer Tour gesehen. Wir waren am Panamakanal und haben die alten Steine des Panama viejo begutachtet. Aber das gemütliche Durchschlendern der Altstadt funktioniert in der Gruppe nicht, so dass wir es jetzt genießen, Zeit zu haben: zu schauen. Kaffee zu trinken. Und einfach die Stadt auf uns wirken zu lassen.
Panama hat es tatsächlich geschafft, die Casco antiguo architektonisch so zu erhalten, wie sie war: Es gibt keine modernen Glas- und Stahlbauten, auch keine Hochhäuser. Es gibt nur Bauten im Kolonialstil – entweder vor oder nach ihrer Renovierung. Und das ist kann sich sehen lassen!

Alt und Neu
Alt und Neu

Zugegeben, das Dauergehupe der Autofahrer, speziell der Taxifahrer nervt gewaltig. Es ist nicht möglich, einfach nur eine Straße entlang zu spazieren, ohne dauernd angehupt zu werden. Als würde auch nur irgendjemand daraufhin denken: Ach ja, ein Taxi wäre jetzt eine gute Idee. Glücklicherweise liegt unser Apartment tief innerhalb eines Häuserblocks: wenig Licht, aber auch kaum Hitze und fast komplette Stille. Ein wunderbares Gefühl, wenn ich die Tür hinter mir schließe und Lärm und Hitze hinter mir lasse.

Pelikane und bunte Dächer

Ich möchte das Biomuseum besuchen.
Von außen habe ich es schon öfter gesehen: die asymmetrischen, bunten Dächer am Amador Causeway, der langen Stadtpromenade, fallen auf. Die Baupläne stammen von Frank Gehry, dem berühmten Architekten, der schon das Guggenheimmuseum in Bilbao und das tanzende Haus in Prag designte. Gehry ist meiner einer Panamesin verheiratet und hat der Stadt die Baupläne geschenkt. Einfach mal so. Es mussten also nur noch die 80 Millionen Dollar für den tatsächlichen Bau aufgebracht werden. Aber immerhin ist Panama-City nun um einen Blickfang reicher.

Biomuseum
Biomuseum

Bei meinem ersten Versuch, das Museum zu besuchen, begehe ich einen Anfängerfehler: zu glauben, dass Museen immer offen haben. Ich steige aus dem Uber und stehe vor verschlossenen Türen. Das Biomuseum hat nur vier Tage die Woche geöffnet.
Tja. Ich mache aus der Not eine Tugend, flaniere die Promenade entlang und beobachte Pelikane. Und das ist ein weiteres Highlight der Reise! Die Pelikane fliegen, beobachten dabei das Wasser unter sich, und wenn sie Beute ausmachen, setzen sie zum Sturzflug an und stürzen sich in die Tiefe. Und sofort hechten ein paar Vögel hinterher, um sich ihren Teil der Beute zu stibitzen. Ich beobachte die todesmutigen Sturzflüge. Das aufspritzende Wasser. Und die deutlich sichtbaren Schluckbewegungen der Pelikane. Und anschließend die tänzerischen Bewegungen, wenn der Riesenvogel sich wieder in die Lüfte erhebt. Wunderschön. Ich vergesse total die Zeit und komme später mit einem ansehnlichen Sonnenbrand wieder heim.
Ach ja, ein paar Tage später habe ich es bis ins Museum geschafft – es war langweilig.

Pelikan in Panama-City
Pelikan schluckt
Pelikan in Panama-City
Im Sturzflug

Stromausfall

Ich sitze mit dem Computer am Esstisch, Wolfgang liegt auf dem Sofa, als plötzlich das Licht ausgeht. In unserer Hinterhofwohnung ist es dunkel. Wir prüfen zunächst alle Sicherungen (nichts Ungewöhnliches zu entdecken) und gehen dann vor die Tür: alle Läden in der Nachbarschaft sind dunkel. OK, wir haben schon öfter Stromausfälle gesehen, Abwarten hilft meist.
Blöderweise hatte ich mehr als einen Kaffee zum Frühstück und irgendwann drückt die Blase. Wir beschließen, so weit zu laufen, bis wir einen Coffeeshop mit Licht finden. Das geht schneller als erwartet, unser Standard-Coffeeshop, nur wenige hundert Meter von unserer Wohnung entfernt, hat offen. Und eine funktionierende Toilette.
Wir ordern Kaffee und frischen Ananassaft, setzen uns und plaudern mit dem Besitzer. Der grinst und erzählt: Meist trifft es seinen Laden mit dem Stromausfall, heute hat er mal Glück. Ein Trafo am Hauptplatz sei kaputt, der Einsatztrupp aber schon vor Ort. Es dürfte nicht mehr lange dauern.
Mein Blick schweift über die Auslagen und ich überlege, Kakaonibs zu kaufen. Die hatte ich auf der Oreba-Kakaofarm entdeckt, gekauft – und zu meiner Überraschung finde ich sie in meinen morgendlichen Haferflocken absolut köstlich. Vor allen in Kombination mit frischer Ananas. Da brauche selbst ich keinen Extrazucker mehr.
Ich lasse lieber das Geld hier im Land und unterstütze die Produzenten, als in Europa später die Versorgungswege mit zu bezahlen.
Das halte ich solange für eine gute Idee, bis ich beobachte, wie der Coffeeshopbetreiber den Laden verlässt, sich in seinen Audi Q5 setzt und wegfährt. Mixed Feelings.

Besuch in unserer Küche
Besuch in unserer Küche
Kakaonibs
Haferflocken mit Kakaonibs und frischer Ananas

Wechselnde Reisestile

Ein paar Tage später machen wir uns auch schon wieder auf den Rückweg nach Europa.
Auf dieser Panamareise haben wir von allem ein bisschen: Zunächst eine organisierte Tour: Unser Guide liefert alles, was wir benötigen. Wir müssen nicht denken, nichts organisieren. Alles ist durchgeplant. Entspannend, aber auch anstrengend: wir sind nie allein. Das Land wird eher konsumiert.
Im Anschluss bleiben wir in der Stadt im AirBnB. Wir kaufen selbst ein, kochen, organisieren unseren Alltag. Schleppen die Sechs-Liter-Kanister Wasser vom Minimarket nach Hause. Jeden Tag sehen wir dieselben Leute, Shopbesitzer, Sicherheitskräfte. Mittlerweile kennen sie uns und grüßen. Und ich muss selbst wissen, durch welche Stadtviertel ich lieber nicht alleine spaziere.
Wir sind noch immer Besucher, es fühlt sich aber schon fundamental anders an.
Reisestile dürfen auch mal wechseln.

2 Menschen im Coffeeshop
Im Coffeeshop

Das war der sechste und letzte Blogartikel über unsere Panamareise.

Zum Abschluss – wie meist – noch zwei Infos:

1. In unserer Fotogalerie Panama sehr ihr noch mehr Bilder

2. Hier zur besseren Übersicht die Liste aller Artikel unserer Zeit in Panama.

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