Highlights und Alltag an Bord

Langsam entwickeln sich die Routinen hier an Bord.
Viel zu früh für uns Langschläfer stehen wir auf. Um 7 Uhr ist Frühstück angesagt. Der Nachteil des Zwei-Schicht-Betriebs, der wegen der Covidfälle eingeführt wurde. Positiv zu vermerken ist unsere wunderbare Tischgesellschaft. Mit Angelika, Hans-Günther und Steffi am Tisch haben wir das große Los gezogen. Die Gespräche werden nie langweilig, wir verabreden uns auch zu anderen Bord-Gelegenheiten. Das Frühstücksbuffet selbst ist klasse: Ich bekomme Sojamilch zum Kaffee, Oatmeal, frische Früchte, oder wähle verschiedene Sorten Fisch zum Toast, je nach Laune.

Zu den negativen Routinen gehören für mich leider auch die Tabletten gegen Seekrankheit. Schon bei Wellen zwischen vier und fünf Metern Höhe hänge ich im Badezimmer und leide. Zum Glück ist der Krankenbereich genau dafür gut ausgestattet und versorgt mich. Mein Rezept ist es, schnell schlafen zu gehen, am nächsten Morgen ist es meist wieder gut.

Esstisch
Unser Panorama-Tisch

Anlandungen

Natürlich sind die Anlandungen die Highlights des Tages. Oft sind zwei am Tag geplant. Abhängig von Eis- und Schneeverhältnissen können die auch ausfallen. Dann fährt unser Eisbrecher weiter und versucht, Plan B oder C umzusetzen. Der Kapitän erklärt das Vorgehen immer über Lautsprecher, das haben die Hurtigruten echt vorbildlich gelöst. Es ist halt keine Kreuzfahrt, sondern eine Expedition. OK, eine extrem komfortable Expedition, aber immerhin.
Wir gehören eher zu den Jüngeren an Bord. Der Komfort der Anlandungen besteht im Wesentlichen darin, dass das Expeditionsteam als erstes anlandet und die Situation erkundet. Strecken werden ausgesucht, Pinguinkolonien mit angemessenem Abstand abgesperrt, Walkingstöcke bereitgestellt. Wir Gäste müssen uns um nichts mehr kümmern, dürfen Landschaft und Tierwelt genießen. In der realen Welt sind wir eher keine Pauschaltouristen, aber die völlige Sorgenfreiheit hier kosten wir voll aus.
Wir haben schon auf Stonington Island gehalten, sind über die Pourquoi-Pas-Inseln spaziert und haben Paradise Bay besucht. Manchmal haben wir verlassene Forschungsstationen gesehen, manchmal nur Pinguine beobachtet. Wobei das Wörtchen „nur“ irreführend ist.

Gletscher
Eisschollen vorm Gletscher

Pinguine

Pinguine sind die absoluten Höhepunkte unserer Reise: Sie stinken zwar arg, aber wir könnten sie stundenlang beobachten. Pinguine wissen, dass Menschen nicht zu ihren Feinden zählen, daher haben sie keine Scheu, heranzukommen und uns zu betrachten. Sie machen niemals den Eindruck, wir würden sie stören, sondern gehen seelenruhig ihren Beschäftigungen nah. Sehr direkt könnte man diese als „rumschreien, rumkacken und brüten“ beschreiben.
Wir lernen: Rote Exkremente bedeuten, sie haben Krill gefressen, weiße, sie haben Fisch gefressen. Wir sehen vor allem rote Matschpfützen, also Krill. Und anders als die meisten Säugetiere halten Pinguine ihre Nistplätze nicht sauber. Entsprechend riecht es echt unerfreulich.

Pinguinkolonie
Wie war das mit den roten Exkrementen?


Der Niedlichkeit der kleinen Vögel tut dies keinen Abbruch. Sie watscheln durch die Gegend und sehen süß aus. Andererseits sind sie laut, fauchen ihre Nachbarn an und sammeln Kieselsteine, um ihre Nester damit auszustatten. Dass die Steine oft vom Nachbarnest stammen, erhöht den ohnehin hohen Geräuschpegel weiter. Gerade bei den Eselspinguinen schwanken wir zwischen Faszination und Entsetzen, sie haben ihren Namen doch, weil ihr Geschrei wie das „Ih-Ah“ von Eseln klingt.
Unterm Strich aber sind die Pinguine so süß anzusehen, dass wir alles andere verdrängen und wild begeistert zuschauen.

Eselspinguin
Eselspinguin in action

Großes Kino

Wir stehen stundenlang an der Reling und schauen aufs Wasser. Durch die polare Nacht haben wir fast 24 Stunden tolles, weiches Fotographier-Licht. Es ist ein bisschen wie Kino: wir müssen nichts tun, alles läuft automatisch vorbei: Eisschollen auf spiegelglattem Wasser. Eisschollen auf welligem Wasser. Weiße Eisschollen. Türkisfarbene. Kleine. Große. Mit Pinguinen und ohne. Mit Seehunde und ohne. Die Variationen sind unendlich und werden nicht langweilig.

Die Antarktis scheint nur aus Postkartenmotiven zu bestehen.

Gleich geht es zu einem weiteren Highlight: eine Nacht im Zelt in der Antarktis. Drückt uns die Daumen, dass das Wetter mitspielt.

Für die bessere Übersicht habe ich alle 6 Artikel über unsere Reise in die Antarktis und Südgeorgien hier noch mal verlinkt:

Und auch die Bildergalerien Antarktis und Südgeorgien könnt Ihr hier leicht erreichen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.