Erste Begegnungen mit Pinguinen

Es fühlt sich ein bisschen an wie die Ruhe vor dem Sturm.
Das Leben an Bord geht weiter wie vor dem ersten Krankheitsfall. Gestern kam ein Patient dazu, der von sich aus die Rezeption informierte. Heute früh beim Test gab es keinen neuen Fall. Wir atmen etwas auf, verdrängen das Thema und freuen uns darauf, endlich den Fuß auf die Antarktis setzen zu können.
Heute Nacht gegen zwei Uhr haben wir den südlichen Polarkreis überschritten. Das war auf dieser Reise gar nicht vorgesehen. Wir haben aber viel Zeit, weil wir die Falklandinseln nicht mehr besuchen. Außerdem war der Winter hier im Süden so hart, dass der Wind viel Eis aus der Marguerite Bay herausgeblasen hat und uns damit eine halbwegs eisfreie Bucht geschaffen hat.

Pinguine auf der Eisscholle

In den letzten Tagen haben wir viel über die Antarktis gehört. Es handelt sich um den höchsten, trockensten, windigsten und eisigsten Kontinent. Die tiefste, je gemessene Temperatur beträgt minus 89,2 Grad Celsius, die höchste nur 18 Grad Celsius, gemessen vor nicht einmal einem Jahr, im Mai 2021. Die Eisschicht ist an einigen Stellen 5000 Meter dick. Wahnsinn.
Es ist zwar Sommer hier, aber draußen fliegen Schneeflocken um die Eisberge herum. Wir sind froh, dass wir unsere Ausrüstung in Santiago aufgestockt haben. Skihosen und Handschuhe vervollständigen unser Kleidungskonzept, welches schon Wolle, Daunenjacke und Heizweste beinhaltet.

Gletscher-Abbruchkante in Stonington Island

Gegen Mittag erreichen wir Stonington Island in der Marguerite Bay.

Wir ziehen uns an, was wegen der vielen Schichten einige Zeit dauert, und finden uns unten im Schiff ein, wir sind heute in der ersten Gruppe, die anlanden darf. Das Ganze ist ziemlich aufregend. Unzählige Fragen schwirren durch meinen Kopf: Wie klappt das allererste Rein- und Rausklettern beim Zodiac? Ist die Kamera gut verstaut? Wird die Sonne noch rauskommen? Wie wird es sich anfühlen, dieses ferne Land zum ersten Mal zu betreten?

Wer uns schon länger kennt, der kann sich vorstellen, wie es hier aussieht. Ich bin aufgeregt, hüpfe herum und muss in den Minuten vorm Verlassen der Kabine noch zwei Mal aufs Klo. Ich wäre gerne cool und abgeklärt, eine erfahrene Reisende, aber die Realität sieht anders aus. Zum Glück ist Wolfgang entspannt, er grinst und lässt mich hüpfen.

Und dann ist es soweit.

Wir dürfen ins Zodiac und auf die Antarktis. Das Team hat alles perfekt vorbereitet: Walkingstöcke stehen bereit, der Weg zu den alten Unterkünften der Forscher ist markiert und an den spannendsten Stellen stehen Guides, die uns Infos zu den Orten und ihren früheren Bewohnern geben.
Der riesige Gletscher mit seiner türkisfarbenen Abbruchkante ist eindrucksvoll. Wir können uns mal wieder nicht satt sehen.
Die beste Begegnung aber geschieht unerwartet. Als wir Eisberge bestaunen, taucht ein kleiner Adeliepinguin auf. Vorwitzig kommt er näher und betrachtet die ungewohnten Besucher. Hüpft ein bisschen herum (hihi), rutscht auf dem Bauch weiter, steht wieder auf, kommt zurück, rutscht wieder weg. So geht das eine ganze Weile. Wir sind hingerissen.

Pinguin
EIn vorwitziger kleiner Adeliepinguin


Aufgedreht und mit einem Kopf voll wunderschöner Bilder sind wir irgendwann wieder auf dem Schiff.

Körperlich.

In Gedanken sind wir noch immer auf Stonington Island.

Für die bessere Übersicht habe ich alle 6 Artikel über unsere Reise in die Antarktis und Südgeorgien hier noch mal verlinkt:

Und auch die Bildergalerien Antarktis und Südgeorgien könnt Ihr hier leicht erreichen.

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