El Trauco und die Holzkirchen Chiloés

Wir können uns von den hinreißenden Vulkanen gar nicht lösen und besuchen noch ein Vulkangebiet, bevor wir zur Insel Chiloé weiterreisen: den Vulkan Osorno. Er liegt wunderhübsch am Rand des Lago Llanquihue. Zumindest, wenn er nicht im Nebel verschwindet, was er an drei von fünf unserer Tage dort tut. Aber in den verbleibenden zwei Tagen genießen wir den Vulkanblick sehr.
Die Sonnentage nutzen wir dazu, ausgiebig im unterschätzten Nationalpark Vicente Pérez Rosales umherzulaufen: wir bestaunen Wasserfälle, die Saltas de Petrohué. Wir laufen zu den Las-Cascadas-Wasserfällen. Und nicht zuletzt fahren wir den Osorno so weit hoch, wie es geht. Die Straßen sind angenehm geschwungen und wir genießen die Sonne und den Fahrtwind. Unterwegs laufen uns tatsächlich drei Füchse über den Weg.

Vulkan und Wasserfall
Vulkan Osorno und Saltas de Petrohué

Nachhilfe in chilotischer Mythologie

Im Hostel in Ensenada fragt uns Manager Caio, ob wir schon mal etwas von El Trauco gehört haben. Wir runzeln die Stirn und verneinen. Und er legt los: El Trauco ist eine Art Kobold in der Mythologie Chiloés. Hässlich und mit kurzen Beinen ohne Füße. Ihm wird nachgesagt, er würde junge Frauen betören und schwängern.
Ist eine alleinstehende Frau schwanger und es ist kein Vater bekannt, nehmen die Menschen wohlwollend an, El Trauco sei der Vater. Da dieser als unwiderstehlich gilt, ist die Frau unschuldig. Mit El Trauco werden also plötzliche oder ungewollte Schwangerschaften erklärt, insbesondere bei unverheirateten Frauen. Hochspannend. In den nächsten Tagen entdecken wir El Trauco überall.

Mosaik
El Trauco als Mosaik in Quemchi

Später reisen wir nach Chiloé weiter.

Die bekanntesten Wahrzeichen der Insel sind UNESCO-prämierte Holzkirchen.
Warum gerade diese auf Chiloé prämiert sind, wo sie doch im Rest des Landes genauso gebaut sind, erschließt sich mir nicht, aber Hingucker sind sie allemal. Wir besuchen mehrere davon. Leider finden entweder gerade Gottesdienste statt oder die Gebäude sind verschlossen – in Ruhe mal das Innere einer Kirche betrachten klappt leider nicht. Aber auch von außen sind sie sehenswert.

Holzkirche
Holzkirche auf Chiloé

In Castro, der Hauptstadt der Insel, buchen wir uns in einem Palafito ein. Palafitos sind Pfahlbauten, um die Wohnbereiche vor Hochwasser zu schützen. Der Ort liegt direkt am Meer und ist den Gezeiten ausgeliefert. Vom Schreibtisch aus schaue ich aufs Wasser und beobachte Möwen und Kormorane.
Später schlendern wir durch die Innenstadt, futtern köstliches, kolumbianisches Streetfood und schauen den skatenden Kids im Stadtpark zu. Es sind – wie so oft – die kleinen Reisemomente, die uns glücklich machen.

Pfahlbauten
Pfahlbauten in Castro

Unterschätzte Köstlichkeit: chilenischer Rotwein Carmenère

Um im Supermarkt eine Entscheidungshilfe zu haben, google ich chilenische Rotweinsorten und stoße auf den Carmenère. Dieser stammt ursprünglich aus Frankreich, wurde im Zuge einer Reblauskatastrophe Mitte des 19. Jahrhunderts dort aber nicht mehr angebaut. Später fand er sich in Chile wieder und gilt heute als Aushängeschild chilenischer Weinkultur. Carmenère ähnelt im Geschmack Merlot oder Pinot noir und ich begeistere mich von Anfang an für den dunklen und intensiven Geschmack.

Wann immer ich im Restaurant oder Supermarkt Rotwein möchte, entscheide ich mich für Carmenère und das habe ich bislang nie bereut.

Rotweinflasche
Chilenischer Carmenère

Puh. Auch das ist Reisen.

Wir haben in der Nähe von Ancud auf Chiloé ein cooles Kuppeldachhaus gebucht, angeblich inkl. asphaltierter Straße. Schlafen mit Blick in die Sterne, trotzdem warm bei fast Nachtfrost. Wir haben uns echt darauf gefreut.
Tja. Die Realität sieht etwas anders aus: die angeblich asphaltierte Straße besteht zu 80% aus Lehm und losem Schotter. Und sie ist echt steil. Wir fluchen schon beim Hochfahren, wie soll das nur bergab werden?
Am Ende der Straße angekommen, stellen wir fest, dass beim Kuppeldachhaus beinahe alle im Internet abgebildeten Fenster durch Holzplatten ersetzt wurden, anscheinend gab es ein Problem mit eindringender Feuchtigkeit. Wir stehen da und sind frustriert. Erst mal einen Becher Tee, durchatmen und überlegen, wie es weitergeht.
Der Wetterbericht heitert uns auch nicht auf, es soll die nächsten zwei Tage durchregnen. Keine angenehme Vorstellung, die ganze Zeit in der blöden Hütte zu sitzen und danach die schwierige Straße in durchgeweichtem Zustand bergab zu fahren.
Wir ziehen die Konsequenz: buchen ein Hotel unten in der Stadt, und schlittern im ersten Gang, sämtliche Bremsen betätigend, fluchend bergab.

Paar am Meer
Glücklich unten am Meer angekommen.

Später sitzen wir im Warmen und genießen den Blick aufs Meer.

Wir brauchen uns keine Gedanken mehr um den Rückweg machen, sind endlich entspannt – und planen den nächsten Abschnitt unserer Reise: die Carretera Austral.

Mehr Fotos findest du – wie immer – in unserer kontinuierlich wachsenden Bildergalerie Chile.

Und hier noch mal eine Übersicht all unserer Artikel über Chile:

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