Bei einer Reise nach Panama darf der Besuch einer Kaffeeplantage nicht fehlen. Wir sehen sogar zwei. Die erste nutzen wir allerdings nur als hübschen Ort zum Kaffeetrinken. Klingt langweilig? Nein, denn es gibt uns viel Zeit zum Entdecken.
Und meine Begeisterung bezieht sich schon wieder auf die heimische Vogelwelt.
El Mangongo – der Verwöhnte
Wusstet Ihr, dass in Panama knapp 60 Kolibri-Arten heimisch sind?
Beim Kaffeetrinken auf der Veranda der Farm zeigen sich einige. Sie sind aber so flink, dass wir genau hinschauen müssen, um sie überhaupt zu sehen.
Einfacher zu entdecken ist der Tangara, ein leuchtend orangefarbener Vogel, der Menschen gewöhnt zu sein scheint und begehrlich unsere Kuchenstücke betrachtet. Die Barista erscheint auf der Veranda, um den Kaffee zu bringen und ein bisschen zu plaudern. Sie erkennt unsere Begeisterung für den orangen Vogel und lacht: Wir nennen ihn „el mangongo“, den Verwöhnten, weil viele Gäste nicht widerstehen können, ihn zu füttern.
Kolibris, Tangaras und die schiere Masse an unterschiedlichen Pflanzen auf der Plantage zeigen, wie wichtig es für das Ökosystem ist, eine große Vielfalt an Pflanzen und Tieren anzulocken. Je höher die Vielfalt, desto gesunder und robuster das Ökosystem. Und Charme ist ein müheloser Nebeneffekt.
Aber nicht nur die Vögel sind reizvoll, auch der Kaffee selbst. Wir laufen an den üppigen grünen Büschen entlang und bewundern die roten Kaffeefrüchte. Felipe ermuntert uns, welche zu pflücken und zu öffnen. Und siehe da: Die Früchte enthalten je zwei große grüne Kaffeebohnen. Ich nehme sie in den Mund und lasse sie von einer Seite zur anderen wandern: sehr zuckrig. Das Draufbeißen hätte ich mir jedoch sparen können, sie schmecken langweilig strohig.
Der Lebenszyklus der Kaffeebohne
Am nächsten Tag besuchen wir eine Führung in einer anderen Kaffeeplantage. Diesmal stehen nicht Vögel und Kuchen im Vordergrund, sondern Kaffeesorten, Röstungen und Verkostung.
Es regnet noch immer. Wir stehen zu viert neben Octavio, die anderen ziehen die Lehnstühle neben dem Kaminfeuer in der Lodge vor. Octavio erklärt uns, dass Geisha-Kaffee der teuerste und feinste Kaffee Panamas ist. Er zeigt uns die entsprechenden Pflanzen – sie sind kleiner und haben deutlich weniger Ertrag an Kaffeefrüchten als die anderen Sorten. Klar, dass sich das auf den Preis niederschlägt.
Durch das feuchte und warme Klima hier in den Hochlagen des Regenwaldes gibt es mehrere Ernten pro Jahr, und das bedeutet, dass wir in der Plantage Kaffee in sämtlichen Entwicklungsstufen auf einmal sehen können: von der Blüte über die Bohne zurück zum Setzling, der später wieder blüht.
Octavio gibt mir auf Nachfrage sogar eine exakte Anleitung, wie ich Kaffeebohnen setzen muss, damit eine gesunde Kaffeepflanze entsteht. Leider passt dies nicht zu unserem Leben auf Reisen. Aber wer weiß: Irgendwann mal werde ich das vielleicht ausprobieren.
P.S.: Und bevor zu viele Nachfragen kommen: Eine Tüte, feuchte Erde, Kaffeebohne mit der Linie nach unten und NICHT mit Erde bedecken. Feucht halten und Geduld haben. Viel Erfolg!
Der Mythos des Kaffeegeschmacks
Später stehen wir wieder im Trockenen, nämlich in der Verkostungsstube der Lodge und Octavio zeigt uns, worauf es beim Kaffee-Testen ankommt. Er ist perfekt vorbereitet: Der Tisch steht voller Schüsselchen mit Kaffeebohnen unterschiedlicher Sorten und Röstungen. Er erklärt – und wir schnuppern. Das ist recht unterhaltsam, zumal Octavio dauernd Witze macht.
Er nimmt die Geisha-Kaffeebohnen und entzündet den Grill: Die Bohnen werden über dem Feuer geschwenkt, bis sich der ganze Raum mit traumhaftem Kaffeeduft gefüllt hat. Dann werden sie gemahlen und in kochendem Wasser ertränkt. Und endlich dürfen wir probieren.
Tja. Es gehört leider zu den ernüchternden Erkenntnissen, dass Kaffee nie so wunderbar schmeckt, wie er duftet. Vermutlich ziehe ich deswegen Milchkaffee dem unverfälschten Kaffee vor. Und wenn ich mir Kaffeewerbung vor Augen führe, dann sehe ich Menschen, die an einer Tasse Kaffee schnuppern und genussvoll die Augen schließen. Die trinken erst mal nicht. Warum wohl?
Aber wie auch immer: Wir schmecken schon Unterschiede. Der teure und noble Geishakaffee ist uns allen zu zitronig. Octavio grinst und sagt: Ja, das geht den meisten so. Wir sind halt kräftigere Kaffeesorten und -röstungen gewohnt.
Obwohl wir keine Kaffee-Feinschmecker sind, haben wir den Nachmittag sehr genossen, schon wegen der großartigen Umgebung auf der Plantage. Und natürlich aufgrund des Engagements von Octavio.
Regenwald
Den größten Teil von Panama haben wir als heiß und ein bisschen feucht erlebt. In Boquete aber gibt es Regenwald. Deutlich kälter aufgrund der Höhenlage und sehr viel Regen. Und das ist unerwartet faszinierend. Und zwar unabhängig vom Wissen über Artenvielfalt und die Ökoleistung dieses Lebensraums.
Die Landschaft ist leuchtend grün und oft nebelig. Es klingt kitschig, aber in den Berghängen sieht das fast mystisch aus. Durch die dauernde Feuchtigkeit entstehen interessante Symbiosen. Bromelien zum Beispiel sind sogenannte epiphytische Pflanzen, Aufsitzerpflanzen. Sie wachsen auf Bäumen, nutzen diese aber nur als Unterstützung, um in der Höhe zu wachsen. Sie stehlen ihnen keine Nährstoffe, sind also keine Parasiten. Bromelien nehmen Wasser und Nährstoffe aus der Luft, Regenwasser oder aus der Pflanzenrinde auf.
Unabhängig von der spannenden Biologie dahinter sind die Bäume mit den vielen Bromelien drauf ein bezaubernder Anblick im Regenwald.
Soweit für heute.
Im nächsten Artikel berichte ich dann von Bocas del Toro und dem Panama, das so aussieht, wie wir es uns vorstellen: türkisfarbenes Wasser und Chillen in der Hängematte.
Zum Abschluss – wie meist – noch zwei Infos:
1. In unserer Fotogalerie Panama sehr ihr noch mehr Bilder
2. Hier zur besseren Übersicht die Liste aller Artikel unserer Zeit in Panama.
- Teil 1: Abenteuer Panamakanal
- Teil 2: Baumtomaten, Panamericana und die Schmetterlinge von El Valle
- Teil 3: Panama ist das Land der Hängematten und Schaukelstühle
- Teil 4: El Mangongo und der Mythos des Kaffeegeschmacks
- Teil 5: Langsame Genüsse: Faultiere und die Kunst, Schokolade in vollen Zügen zu genießen
- Teil 6: Karibikfeeling mit Pelikan