Baumtomaten, Panamericana und die Schmetterlinge von El Valle

Der erste Tourtag außerhalb von Panama-City bedeutet vor allem eines: viele Kilometer.
Wir sitzen im Kleinbus und fahren nach El Valle de Anton.

Ein kulinarischer Streifzug – Der Obstmarkt Merca Panamá.

Doch kaum haben wir die Stadtgrenzen von Panama-City hinter uns gelassen, stoppen wir schon wieder: Am Merca Panamá, einem großen Obst- und Gemüsemarkt. Und der ist sehenswert: schon vor den Markthallen finden sich viele Stände, die ausschließlich eine Frucht verkaufen: entweder hohe Stapel von Bananen, oder Ananas, oder Wassermelonen. Perfekt spezialisiert, niemals vermischt.

In Panama riecht es von oben bis unten nach Bananen (sagt Janosch)
Obstmarkt
Fliegende Ananas

Drinnen ist die Spezialisierung nicht so hoch, die meisten Stände führen diverse Obst- und Gemüsesorten. Im Grunde sehen wir das, was wir in den letzten Tagen regelmäßig auf dem Teller hatten: Ananas. Papaya. Mango. Wassermelonen. Schon der Duft in der Halle lässt mir das Wasser im Mund zusammenfließen: angenehm fruchtig und leicht süß. Ich bin begeistert und finde immer wieder neue Früchte, die ich nicht kenne: also weder benennen kann, noch weiß, wie sie schmecken. Unser Guide Felipe beantwortet geduldig alle Fragen, und auch das Probieren kommt nicht zu kurz.
Die dekorative Baumtomate zum Beispiel (auf spanisch: el tomate de arbol) sieht aus wie eine zu rundlich geratene Dattel, zumal die Früchte ebenfalls an einem Zweig wachsen. Geschmacklich könnten die Früchte aber nicht weiter auseinander liegen. Die Baumtomate wird aufgeschnitten, ausgezuzelt – und schmeckt wie eine Mischung aus Tomate und Maracuja. Und sie ist seeehr sauer.

Irgendwann haben wir alles gesehen und probiert – und es geht weiter auf der Panamericana.

Auf der Panamericana nach El Valle de Antón

Die Panamericana ist DIE eine große Durchgangsstraße durch Amerika. Sie führt – mit wenigen Lücken – von Alaska nach Feuerland. Ihre 30.000 Kilometer verbinden zahlreiche Länder miteinander. In Medien und Literatur wird sie gerne als Sehnsuchtsstraße verklärt; die Realität ist weit profaner.
Schon in Costa Rica haben wir 2017 festgestellt, dass die Panamericana groß und eher hässlich ist, in Panama ist das ähnlich. Es gibt allerdings Riesenunterschiede zu europäischen Autobahnen.
Die Panamericana sieht ein bisschen aus wie jede große Straße. Zweispurig, mit gelegentlichen Unterbrechungen durch Ortschaften. Am Straßenrand kleine, bunte Häuschen, winzige Lebensmittelläden, ein Viehmarkt. Immer wieder müssen wir an Zebrastreifen halten – undenkbar für die deutsche Vorstellung vom schnellen Vorankommen.
Ich genieße die Ruhe im Bus und den Blick nach draußen: Rechts und links erkenne ich Farmen, brandgerodete Flächen, unerwarteterweise mehrere Rollrasenfarmen. Grün im Überfluss. Große Bäume.
Aber alles ist eingezäunt, so wie wir es aus vielen mittel- und südamerikanischen Ländern kennen: Costa Rica. Chile. Argentinien. Anders als in diesen Ländern gibt es keine Schilder, die mich darauf hinweisen, auf was für einer berühmten Straße ich unterwegs bin. Nur das Emblem mit der eins auf den großen Wegweisern zeigt dem Eingeweihten die Bedeutung der Straße.

Die Panamericana
Die Panamericana

Im Reich der Schmetterlinge

Nachmittags kommen wir in El Valle de Anton an. Ein gepflegtes Dorf mitten im Regenwald. Viele Häuser sind sauber gestrichen, farbenprächtige Bougainvillea setzen knallige Farbtupfer.
Wir besuchen den lokalen Markt und testen ein paar der knallbunten Süßigkeiten, sind aber nicht begeistert. Spannender ist schon die hohe Anzahl an Hängemattenläden. Gerade ich als bekennende Hängemattenliebhaberin werfe begehrliche Blicke auf die bunten Stoffe. Wolfgangs hochgezogenen Augenbrauen holen mich schnell in meine Realität zurück, in der es nicht an Hängematten, wohl aber an geeigneten Aufhängungen mangelt.

In El Valle de Anton schauen wir beim Butterfly haven vorbei, einer Art Schmetterlings-Asyl. Dort finden Veranstaltungen statt, die darüber informieren, wie der eigene Garten zu einem Schmetterlingsparadies verwandelt werden kann. Und natürlich gibt es ein Schmetterlingshaus.
Auf 140 Quadratmetern flattern mehrere hundert Schmetterlinge. Süße Früchte auf Tellern duften schwer, zusammen mit der hohen Luftfeuchtigkeit im Raum wird das Atmen anstrengend. Das kann ich locker ausgleichen, da mein Mund vor Begeisterung ohnehin die ganze Zeit offen steht: die Schmetterlinge sind einfach überwältigend.

Schmetterlingshaus
Schmetterling

Später laufen wir noch über die ersten Hängebrücken. Wir wandern ein Stück durch den Regenwald zu einem Wasserfall namens El Macho. Reizvoll, aber eher unspektakulär. Im Laufe der Reise werden wir mehr, höhere und längere Hängebrücken überqueren. Ihr dürft gespannt bleiben.

Nach einem köstlichen Abendessen fallen wir in unsere Betten.
Erst am nächsten Morgen erkennen wir von einer Anhöhe aus, dass wir mitten in einem alten Vulkankrater übernachtet haben. Aber da dieser vor 300.000 Jahren zuletzt ausbrach, waren wir wohl nicht ernsthaft in Gefahr.

Soweit für heute.

Zum Abschluss – wie meist – noch zwei Infos:

1. In unserer Fotogalerie Panama sehr ihr noch mehr Bilder

2. Hier zur besseren Übersicht die Liste aller Artikel unserer Zeit in Panama.

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